Eine Absichtserklärung für eine Zusammenarbeit im Bereich nachhaltiger Biogasanlagen wurde von Bilfinger und dem Münchner Cleantech-Startup Reverion unterzeichnet. Die strategische Kooperation zielt darauf ab, die innovative Technologie von Reverion – ein modulares Kraftwerk auf Basis von Brennstoffzellen zur effizienten Stromerzeugung und Energiespeicherung – in den Markt einzuführen und industriell zu skalieren.
Die von Reverion entwickelte und patentierte Technologie ermöglicht als Komplettlösung neben einer effizienten Stromerzeugung aus Biogas mit einem hohen elektrischen Wirkungsgrad auch die Erzeugung und Speicherung grünen Wasserstoffs oder synthetischen Erdgas sowie eine kosteneffiziente Abtrennung von reinem, lagerfähigem CO2. Nach Abschluss der Pilotierungsphase soll Bilfinger das Spin-off der Technischen Universität München bei der Umrüstung bestehender Biogasanlagen auf die neue Technologie mit einer Kombination aus umfassenden Industrieservices verschiedener Gewerke unterstützen.
Volatile erneuerbare Energien erfordern Technologien, die das Stromnetz ausgleichen und Energie speichern können. Biogas ist bereits ein wichtiger Bestandteil der Energiewende und die erneuerbare Energiequelle, die sowohl eine sichere Grundlast als auch Regelenergie für die fluktuierende Einspeisung aus Wind und Photovoltaik bereitstellen kann. Konventionelle Biogas-Blockheizkraftwerke (BHKW) arbeiten jedoch in der Regel mit Gasmotoren, die einen Wirkungsgrad von maximal 40 Prozent aufweisen, keine Speichermöglichkeit bieten und jährlich mehrere Millionen Tonnen CO2 ausstoßen. Moderne Brennstoffzellensysteme erreichen mit 50–60 Prozent einen höheren Wirkungsgrad, aber durch höhere Kosten noch keinen wirtschaftlichen Vorteil gegenüber den Gasmotoren.
Die Skid-basierten Kraftwerke von Reverion hingegen sind so konzipiert, dass der elektrische Wirkungsgrad auf bis zu 80 Prozent steigt. Darüber hinaus können die Kraftwerke im reversiblen Betrieb „rückwärts“ laufen, das heißt bei einem zeitweiligen Überschuss an Wind- und Sonnenstrom im Elektrolysemodus grünen Wasserstoff oder ein erneuerbares Erdgassubstitut erzeugen und speichern. Diese Mehrfachnutzung schafft ein hohes Maß an Flexibilität und einen wirtschaftlichen Vorteil trotz höherer Investitionskosten. Durch die Abtrennung von reinem CO2 oder durch die Umwandlung in Erdgassubstitut wird der Gesamtprozess kohlenstoffnegativ und ermöglicht eine kostengünstige Entfernung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre.
Nach Abschluss der Pilotierungsphase im Jahr 2023 werden die 100 Kilowatt-Systeme in Serienproduktion gehen. Multidisziplinäre Teams aus den Bilfinger-Unternehmenseinheiten Bilfinger Engineering & Maintenance und Bilfinger Life Science Automation sollen das Startup gemäß der Absichtserklärung bei der Skid-Fertigung und der Umrüstung bestehender Biogasanlagen auf die innovative Technologie unterstützen. Die Services umfassen unter anderem den Rohrleitungsbau, den Einbau von prozesstechnischen Komponenten, die Fertigung von Sonderbauteilen und Skid-Montagen sowie die Instrumentierung und Elektrotechnik.
Bilfinger unterstützt Kunden aus der Prozessindustrie mit seinem Leistungsportfolio dabei, die Effizienz und Nachhaltigkeit ihrer Anlagen zu steigern. Von Technologien wie Energieeffizienz, Wasser- oder Windkraft bis hin zu neueren Bereichen wie Carbon Capture, Utilization and Storage (CCUS) oder grünen Wasserstofflösungen entwickelt Bilfinger seine Services ständig weiter, um seine Kunden entlang der gesamten Wertschöpfungskette ihrer Anlagen zu unterstützen und Lösungen für eine nachhaltigere Industrie zu liefern.