In Russland blickt man zuversichtlich auf das gerade begonnene Jahr: Nach schwierigen Zeiten, geprägt von politischen Spannungen, Ölpreisverfall und Rubelschwäche, gehen Experten jetzt davon aus, dass die heimische Wirtschaft die Rezession hinter sich lassen wird. Auch die Weltbank prognostiziert für 2017 ein Wirtschaftswachstum in Russland. Westliche Unternehmen setzen auf den Aufschwung und sehen sich darin bestätigt, ihre Geschäftskontakte auch in Krisenjahren gepflegt zu haben. Dass diese positiven Zukunftsaussichten insbesondere in der Kunststoff‑, Kautschuk- und Verpackungsbranche und den verwandten Prozessindustrien gelten, bewiesen jetzt die Fachmessen interplastica, 20th International Trade Fair Plastics and Rubber, und upakovaka, 25th International Trade Fair for Processing & Packaging, in Moskau. Die Entwicklung wichtiger Abnehmerbranchen führt zu einer wachsenden Nachfrage in der Produktion von Kunststoff- und Gummierzeugnissen und Verpackungen. Rund 800 Unternehmen aus 33 Ländern präsentierten vom 24. bis 27. Januar ihre Innovationen im Messegelände SAO Expocenter in Krasnaja Presnja.
23.000 Fachleute aus ganz Russland und den Nachbarstaaten besuchten die beiden Fachmessen; 2016 wurden 20.900 Besucher registriert. „Für die internationalen Aussteller der interplastica und upakovka zahlt sich nun aus, dass sie kontinuierlich in Russland Präsenz gezeigt und den Kontakt zu ihren hiesigen Geschäftspartnern aufrecht erhalten haben“, bilanziert Werner M. Dornscheidt, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Düsseldorf. “Nun, da die Geschäfte wieder an Schwung gewinnen, profitieren sie. Die Stimmung in den Hallen war auffallend gut, die Aussteller berichteten von äußerst interessierten und auch orderbereiten Geschäftsleuten. Fachbesucher nutzen hier die einmalige Gelegenheit, die Neuentwicklungen des Weltmarktes kennenzulernen und gleich vor Ort mit den Anbietern zu verhandeln.“
Westliche Technologie steht bei russischen Unternehmen nach wie vor hoch im Kurs. Und es besteht weiter erheblicher Investitionsbedarf: Insbesondere in der Produktion von Konsumgütern, Nahrungsmitteln und Verpackungen müssen die Prozesse und die Qualität der Produkte weiter optimiert werden. Die Besucher äußerten sich daher sehr positiv über das vielfältige Firmenspektrum und die Produktinnovationen, die ihnen wertvolle Einblicke in Trends und zukünftige Marktchancen boten. Die neue Aufteilung der Messehallen (interplastica in den Hallen 1,2 und 8, upakovka in der Halle Forum) kam bei Ausstellern wie Besuchern gleichermaßen gut an.
Wie groß das Interesse an innovativen Technologien ist, zeigte sich zur interplastica nicht nur im regen Besucherandrang an den Ständen der Aussteller, sondern auch auf der neuen Plattform 3D fab+print Russia. Erstmals stellten russische und internationale Experten Entwicklungen, Chancen und Herausforderungen der jungen Technologie vor. Sämtliche Vorträge und Präsentationen waren zur Freude von Petra Cullmann, Global Portfolio Director Plastics & Rubber der Messe Düsseldorf, außerordentlich gut besucht: „Die Messe Düsseldorf hat vor drei Jahren die Marke 3D fab+print ins Leben gerufen, um dem Zukunftsthema auf einigen unserer Messen eine besondere Fokussierung zu geben. Die Premiere hier in Moskau ist auf überwältigendes Interesse gestoßen, es zeigt sich ein sehr hoher Bedarf an Informationen zu dieser Technologie. Ich bin sicher, dass wir diesem Bereich auch in den kommenden Jahren eine besondere Plattform widmen werden“. Bereits fester Bestandteil im Programm der interplastica ist der „Meeting Point Raw Materials“. Die Vorträge und Diskussionsrunden auf der Polymer Plaza in der Messehalle 1 fanden ebenfalls viel Zuspruch.
Der Export von Kunststoff- und Gummimaschinen nach Russland ist seit einigen Jahren rückläufig, im Jahr 2015 (neuere Zahlen sind noch nicht verfügbar) betrug der Gesamtwert der weltweiten Lieferungen ins Land rund 570 Millionen Euro. Er lag damit um 13,7 Prozent unter dem des Vorjahres. Auch die beiden wichtigsten europäischen Lieferländer, Deutschland und Italien, verzeichneten Einbußen, für 2016 erwarten die Experten der Branchenverbände Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen im VDMA sowie Assocomaplast ebenfalls ein negatives Ergebnis. Dennoch hat der russische Markt nie seine Bedeutung verloren. Deutsche wie italienische Maschinenbauer wissen um den guten Ruf ihrer Produkte, setzen auf ihre langjährigen Kontakte und pflegten diese auch unter den schwierigen Bedingungen der vergangenen Jahre.
Die deutschen Lieferungen von Kunststoff- und Gummimaschinen nach Russland schrumpften im dritten Jahr in Folge. Von Januar bis November 2016 beliefen sie sich auf 73,3 Mio. Euro; dies entspricht einem Minus von 38,2 Prozent gegenüber demselben Vorjahreszeitraum.
Da viele andere Exportländer jedoch auch mit Absatzschwierigkeiten auf dem russischen Markt zu kämpfen haben, hat sich die Marktposition Deutschlands nicht verändert. Deutschland bleibt wichtigster Lieferant und hat nur minimal an Marktanteil verloren; dieser liegt für 2015 bei 23,6 Prozent. Es folgen China mit einem Marktanteil von 12,6 Prozent und Italien mit 9,2 Prozent.
Thorsten Kühmann, Geschäftsführer des Fachverbandes Kunststoff- und Gummimaschinen im VDMA: „Wir gehen heute davon aus, dass die Talsohle im Russlandgeschäft durchschritten ist. Grund für diese optimistische Annahme ist die spürbare Belebung im Verpackungssektor als direkte Auswirkung auf die russischen Lebensmittelsanktionen. Durch das Einfuhrverbot von Lebensmitteln sind vermehrt Investitionen in die heimische Nahrungsmittelbranche zu beobachten. Die in Russland produzierten Lebensmittel müssen anschließend haltbar gemacht werden. In der Folge nahmen die Geschäfte für deutsche Kunststoff- und Gummimaschinen in 2016 wieder Fahrt auf. Für 2017 rechnen wir somit mit positiven Auswirkungen auf Umsatz und Export.“
Auch die italienischen Hersteller verzeichnen seit 2012 sinkende Absatzzahlen im Handel mit Russland, in den ersten drei Quartalen des Jahres 2016 betrug der Wert der nach Russland verkauften Werkzeuge und Maschinen im Kunststoff- und Kautschuksektor rund 36 Millionen Euro. Mario Maggiani, Geschäftsführer des italienischen Maschinenbauverbandes Assocomaplast, unterstützt die Einschätzung, dass sich die wirtschaftliche Situation allmählich verbessere: „Der Kollaps des Öl- und Gaspreises, der für mehr als 40 Prozent der staatlichen Einkünfte steht, und die Wirtschaftssanktionen der EU gegenüber Russland hatten zu einer sehr angespannten Situation geführt – nach Einschätzung der Weltbank erreichte die Armut im Land den höchsten Stand seit 2007. Doch nun ändert sich das Bild – die Tatsache, dass im Dezember 2016 der gesamte Export von Waren „Made in Italy“ (Maschinen ebenso wie z.B. Mode) um 9 Prozentpunkte anstieg, ist ein eindeutiges positives Signal. Eine deutliche Erholung ist in Sicht, wenn der Ölpreis nicht erneut einbricht. Wobei auch viel davon abhängt, wie sich die Beziehungen zwischen Russland und den USA nach der Wahl von Präsident Trump entwickeln“. Den Verlauf der interplastica beurteilten die italienischen Aussteller durchweg positiv, die Anzeichen eines Aufschwungs im Markt lassen sie zuversichtlich in die Zukunft schauen.
Die nächste interplastica in Moskau wird vom 23. bis 26. Januar 2018 stattfinden, erneut parallel zur upakovka. Nähere Informationen gibt es im Internet unter www.interplastica.de und bei der Messe Düsseldorf GmbH, Caroline Erben, Tel. 0211/4560–436, Email: ErbenC@messe-duesseldorf.de, und Claudia Wolfgram, Tel. 0211/4560–7712, Email WolfgramC@messe-duesseldorf.de