Das Wissenschafts- und Technologieunternehmen, Merck, hat eine repräsentative Studie zur Produktivität der Forschung vorgestellt. Forschungsproduktivität wird in dieser Studie durch das Verhältnis von messbarem Input (zum Beispiel Zahl der Forschenden, finanzielle Investition) und messbarem Output (zum Beispiel Patente, Publikationen) definiert. In der Studie wurden vier Faktoren identifiziert, die einen Einfluss auf die Forschungsproduktivität weltweit in Organisationen haben. Diese sind im Einzelnen:
- Komplexität: Wissenschaft ist komplexer geworden. Die Komplexität entsteht dabei durch den zunehmenden Bedarf an spezialisierten Fähigkeiten, der größere Teams erfordert, die Schwierigkeit, mit den neuesten Forschungsergebnissen Schritt zu halten, den zunehmenden Verwaltungsaufwand und die natürlichen Grenzen der Innovationsentwicklung. Diese Faktoren können die Produktivität der Forschung bremsen.
- Kurzfristigkeitsfallen (short-termism): Der Druck, in kürzerer Zeit Ergebnisse zu erzielen oder zu publizieren, kann zu Lasten der Forschungsqualität und der Grundlagenforschung gehen, die wiederum den Fokus auf neue, unerforschte Bereiche reduziert.
- Kollaboration: Interne und externe Zusammenarbeit sind signifikante Treiber der Forschungsproduktivität. Diversität wird als wichtig angesehen.
- Öffentliche Fördermittel: Regierungsunterstützung wird im Allgemeinen als förderlich angesehen, jedoch könnte die Finanzierung hinsichtlich der Forschungsschwerpunkte (experimentelle, angewandte und Grundlagenforschung) ausgewogener sein. Das öffentliche Finanzierungsniveau beim Anteil an der Gesamtfinanzierung ist in den untersuchten Ländern zwischen 2000 und 2018 zurückgegangen.
Im Auftrag von Merck führte der Spezialist für globale Prognosen und quantitative Analysen, Oxford Economics, Großbritannien, die Studie durch, um herauszufinden, ob die Produktivität der wissenschaftlichen Forschung tatsächlich sinkt, und um die wichtigsten Triebkräfte für diesen Motor des Fortschritts zu erkunden. Den Anlass zu dieser These gaben eine Reihe von akademischen Untersuchungen, die auf einen langfristigen Abwärtstrend der wissenschaftlichen Forschungsproduktivität deuteten.
Obwohl vielzitierte wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten auf einen Rückgang der Forschungsproduktivität hindeuten, konnte die Studie keinen eindeutigen Trend ausmachen. Die Umfrageteilnehmer (unter anderem aus den Branchen Industrie, Automotive, Healthcare, Hightech sowie aus nationalen Forschungseinrichtungen) gaben eine breite Palette von Messgrößen an, die zur Messung der Produktivität in ihrem Unternehmen verwendet werden, wobei es hierfür kein Standardmodell gibt. Von den verwendeten Metriken sind nur wenige durch öffentlich zugängliche Daten verfügbar, die häufigsten sind Patente (oder branchenspezifische Äquivalente, wie zum Beispiel neue Wirkstoffe in der Pharmaforschung) und wissenschaftliche Publikationen.