Franziska Bischof startete ihre Karriere als Brennerin und Edelbrandsommelière eher per Zufall. Heute führt sie die gleichnamige Familienbrennerei im unterfränkischen Wartmannsroth und trägt seit kurzem den Titel „female distiller of the year“. Im Gespräch mit der BrauBeviale-Redaktion schildert Bischof, warum sie eigenen Whisky produziert, großen Wert auf Regionalität legt und Nachhaltigkeit höchsten Stellenwert genießt.
Frau Bischof, Schnapsbrennen gilt nicht gerade als eine weibliche Domäne. Was hat Sie eigentlich dazu bewogen, diesen Beruf zu ergreifen?
Na ja, eigentlich standen auch in früherer Zeit schon Frauen am Brennkessel. Trotzdem gilt es heute immer noch als Ausnahmeerscheinung. Ich bin auch eher durch Zufall dazu gekommen. In Italien habe ich Sprachwissenschaft, Tourismusmanagement und Marketing studiert und im Exportmanagement der Automobilzulieferindustrie gearbeitet. Dabei habe ich gutes Essen und Trinken kennen gelernt und erst mit Mitte 20 verstanden, was meine Eltern zuhause eigentlich in der Brennerei machen.
Dann kamen Sie zurück und führen nunmehr seit drei Jahren, in vierter Generation, die Edelbrennerei Bischof – als erste Frau in der Familie. Was hat sich seitdem im Unternehmen getan?
Meine Eltern haben tolle Vorarbeit geleistet. Ich brenne heute noch auf den gleichen Apparaturen wie vor 20 Jahren. Dennoch haben wir investiert, den Vertrieb weiter entwickelt, das Marketing verändert und das Sortiment neu aufgestellt. Mit unserer „Destillathek“ haben wir eine moderne Eventlocation hingestellt, um auch bei Tastings den Leuten unsere Produkte und Philosophie erlebbar zu gestalten.
Sie haben mit „Die Brennerin“ eine echte Ich-Marke geschaffen und gerade erst die Auszeichnung „female distiller of the year“ erhalten. Wie wichtig sind solche Ehrungen für das Eigenmarketing?
So eine Auszeichnung ist für uns ein echter Gewinn. Ich persönlich sehe dies als Bestätigung, dass ich gute Arbeit mache, die auch von außen wahrgenommen wird. Außerdem dient so ein Award als gute Werbung, weil so auch die Presse auf uns aufmerksam wird und dadurch indirekt den Verkauf fördert.
Mit Ihrer Destille sind sie vor allem in den sozialen Medien stark vertreten. Was bedeuten heute Social Media-Kanäle wie Instagram, Facebook & Co. für moderne Brennereien?
Für unsere Arbeit ist es heute ein Muss in sozialen Medien vertreten zu sein. Ich nutze Instagram & Co. als Chance, den Leuten unsere Philosophie und Einstellung zu zeigen. Über eigene Bildwelten führe ich Interessenten virtuell durch die Brennerei und schaffe somit auch Transparenz für unsere Produkte. Dabei achte ich stark auf Authentizität und Abwechslung.
Nachhaltigkeit ist in der Spirituosen-Branche ein großes Thema. Was können Kunden in ihrer Brennerei in diesem Bereich erwarten?
Als kleiner, handwerklicher Betrieb spielt Nachhaltigkeit bei uns schon immer eine besondere Rolle. Wir arbeiten mit Früchten von eigenen Streuobstwiesen und bemühen uns, diese auch langfristig zu erhalten. Wenn wir Rohstoffe dazu kaufen, dann kommen diese ausschließlich aus der Region. Insofern ist für uns Regionalität und Saisonalität viel wichtiger als Bio. So weiß ich immer, von wem das Obst kommt und wie es angebaut wird. Damit lässt sich sehr gut nachvollziehen, ob die Qualität tatsächlich stimmt.
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