Prof. Dr. Falk Salewski und Hendrik Kösters nahmen nach einer fast vierjährigen Vorbereitungsphase die neue Modellfabrik in Betrieb. Das bisherige Herzstück des Labors wurde im vergangenen Semester nach mehr als 20 Jahren Einsatz in Lehre und Forschung abgebaut und nun durch eine moderne Anlage ersetzt. An sechs industrieüblichen und autonom funktionierenden Einzelstationen im Labormaßstab können Studierende des Fachbereichs Elektrotechnik und Informatik realitätsnah lernen, wie Automatisierungstechnik funktioniert.
Insgesamt wird ein kompletter Produktionsprozess nachgebildet: Von der Sortierung des Rohmaterials – kleine Metallzylinder – bis hin zur Palettierung, Einlagerung, Produktfertigung und Qualitätskontrolle. Das Projekt wurde vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert. „Die neue Anlage setzt den bewährten Produktionsprozess ihrer Vorgängerin fort. Sie hat jedoch zahlreiche neue Funktionen und nutzt Technologien aus dem Bereich der Industrie 4.0“, berichtet Salewski. Eine der Veränderungen ist für Kenner*innen der alten Fabrik direkt hörbar – die Stationen und Fließbänder sind deutlich leiser. Prof. Dr. Rainer Schmidt fällt der Unterschied sofort auf. Der emeritierte Hochschullehrer plante und baute Ende der 1990er– Jahre die erste Anlage und kann sich noch gut an das prägnante Rattern der handtellergroßen Transportwagen erinnern.
Bei seinem Besuch zur Inbetriebnahme der neuen Fabrik erläuterte ihm Salewski die weiteren Neuerungen. „An der Station Qualitätskontrolle wird mit Hilfe einer Kamera und einem Bildverarbeitungsprogramm geprüft, ob die Produkte korrekt zusammengesetzt wurden“, erläutert Salewski. Dabei komme das sogenannte maschinelle Lernen zur Anwendung. „Erkennt das System das Produkt nicht, zum Beispiel durch einen neuen Lichteinfall, können wir ihm diese neue Situation über einen einfachen Dialog beibringen. Mit jeder Lerneinheit wird die Erkennung damit zuverlässiger“, sagt der Laborleiter. Ein neuer Aspekt ist auch das Energiemonitoring.
„Wir messen den Stromverbrauch der einzelnen Stationen sowie die verbrauchte Luftmenge aller mit Druckluft betrieben Komponenten der Anlage, um die Studierenden für das Thema Energieeffizienz zu sensibilisieren“, erläutert Kösters. Ein langsamer Schleichbetrieb der Laufbänder sowie eine Schnellfahrt bieten zusätzliche Variation im Ablauf. Oberste Priorität hat dabei stets die Sicherheit der Studierenden: Das Hochregallager befindet sich in einem Plexiglaskasten mit Schutztür, der Fertigungsstation wiederum ist ein Lichtgitter vorgelagert, sodass die Anlage sofort stehen bleibt, wenn jemand mit der Hand durch die Infrarot-Schranken greift. Schmidt ist begeistert von der Technik – und nicht zuletzt von der veränderten Optik, die ihm positiv auffällt:
„Die schwarzen Laufbänder machen schon was her.“ Wie auch die alte Anlage ist die neue Modellfabrik ein absolutes Einzelstück. „Wir hatten eine klare Vorstellung, wie die neue Anlage aussehen soll, was sie können soll und was wir vermitteln möchten. Wir haben sozusagen einen Klassiker neu interpretiert und weiterentwickelt“, betont Kösters. Bei der Antragstellung bekam das Labor für Steuerungstechnik Unterstützung von den Steinfurter Fachbereichen Chemieingenieurwesen, Maschinenbau sowie dem Fachbereich Wirtschaft, der Münster School of Business. Für die Zukunft sind gemeinsame interdisziplinäre Maßnahmen geplant, um die Modellfabrik auch über den Fachbereich Elektrotechnik und Informatik hinaus in die Lehre einzubinden. „Die neue Anlage bietet jede Menge spannender Projekte für viele Jahre“, ist sich Salewski sicher.
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