Mit einer deutlich gestiegenen Internationalität bei Ausstellern und Besuchern sowie einem nachhaltigen Schub bei der Digitalisierung ist am Freitag die LIGNA zu Ende gegangen. Nach fünf Messetagen ziehen die Veranstalter eine eindrucksvolle Bilanz. Die weltweit wichtigste Messe für Maschinen, Anlagen und Werkzeuge für die Holzbe- und ‑verarbeitung boomt. „Die LIGNA 2017 hat einen Meilenstein in der Digitalisierung der Holzwirtschaft gesetzt“, sagte Dr. Andreas Gruchow, Mitglied des Vorstandes der Deutschen Messe AG, zum Abschluss der Veranstaltung am Freitag in Hannover. „Industrie‑4.0‑Konzepte für die Holzwirtschaft waren das beherrschende Thema der diesjährigen LIGNA: Digitalisierung, Vernetzung und Automatisierung standen dabei im Mittelpunkt. Die Aussteller demonstrierten Lösungen in jeder Größenordnung und in allen Facetten, von komplexen vernetzten Anlagen für die Industrie bis hin zu Einstiegssystemen für handwerklich strukturierte Betriebe.“
Die LIGNA 2017 ist mit einem neuen Flächenkonzept an den Start gegangen, um das Zusammenwachsen von Handwerk und Industrie bei der Anwendung von Technologien zu spiegeln. „Das Konzept ist voll aufgegangen. Unsere Kunden finden sich bestens zurecht“, sagte Wolfgang Pöschl, Vorsitzender des VDMA Holzbearbeitungsmaschinen, Frankfurt am Main, und Vorstandsvorsitzender der Michael Weinig AG, Tauberbischofsheim. „Digitalisierung und vernetzte Fertigung sind neue Erfolgsfaktoren bei unseren Kunden. Insgesamt ist die Nachfrage enorm und sorgt für eine starke Auftragslage. Wir tun alles, um die Lieferzeiten nicht zu lang werden zu lassen.“
Mit dem neuen Konzept hat die LIGNA der Branche entscheidende Impulse für ein fortlaufendes gesundes Wachstum gegeben. Mehr als 1 500 Aussteller, davon 900 aus dem Ausland, präsentierten seit Montag auf 129 000 Quadratmetern Nettoausstellungsfläche zukunftsweisende Lösungen und Technologien sowie innovative Fertigungsanlagen. Gruchow: „Die Aussteller haben sich in diesem Jahr mit besonders repräsentativen Ständen und einem teilweise völlig neuen Standbau in Szene gesetzt und der LIGNA ein neues Gesicht gegeben. Das kam gut an. Die LIGNA konnte an Internationalität deutlich zulegen und hat damit ihre Position als weltweite Nummer eins weiter ausgebaut.“
Zur LIGNA 2017 kamen insgesamt 93 000 Besucher, davon 42 000 internationale Besucher aus mehr als 100 Ländern. Zuwächse gab es aus allen Regionen der Welt, insbesondere aus Asien, Nordamerika und Europa. Gruchow: „Diese beeindruckenden Zahlen belegen, dass die internationalen Entscheider erkannt haben, dass sie nur auf der LIGNA einen umfassenden Blick auf die Entwicklungen im Bereich der Holzbe- und ‑verarbeitung erhalten.“ Neben Deutschland waren die Top-Ten-Besucherländer Frankreich, Österreich, USA, Schweden, Belgien, Spanien, China, Polen, Italien und Russland.
Mehr als 80 Prozent der Besucher bewerteten die neue thematische Aufteilung der LIGNA mit „gut“ oder „sehr gut“. Auch der neu ausgeflaggte Bereich Oberflächentechnik kam hervorragend an. Jeder dritte Besucher interessierte sich dafür.
Stimmen der Aussteller
Pekka Paasivaara, Vorsitzender des Vorstandes der HOMAG Group AG, Schopfloch: „Es war eine hervorragende LIGNA für uns. Der HOMAG Stand war sehr gut besucht. Die 100 Meter lange Losgröße-1-Anlage, unser Innovations-Center und ganz besonders tapio – die neue digitale Plattform für die Holzbearbeitung – haben die Besucher begeistert. Vor allem unser Handwerksbereich war sehr stark frequentiert. Die Internationalität ist gestiegen und die LIGNA hat sich wieder als die Weltleitmesse präsentiert.“
Jürgen Philipps, Sprecher der Geschäftsführung, Siempelkamp Maschinen und Anlagenbau GmbH in Krefeld: „Für uns ist die LIGNA die Neuheitenmesse – wir haben Innovationen auf dieser Messe in die Realität umgesetzt und leben den Service für unsere Kunden. Für uns war die LIGNA 2017 ein voller Erfolg.“
Luigi De Vito, Division Director Machinery der SCM GROUP SPA, Rimini, Italien: „Wir sind überwältigt von der Internationalität dieser LIGNA. Wir haben Kunden aus 60 Ländern an unserem Stand gehabt. Für SCM haben sich damit deutliche Chancen in neuen sowie auch konsolidierten Märkten ergeben.“
Marcel Pfost, Leiter Trainings & Fairs der Festool GmbH aus Wendlingen: „Das neue Konzept der LIGNA hat hervorragend funktioniert, denn die Mischung aus Groß- und Kleinmaschinen hat dazu geführt, dass wir neue Besuchergruppen auf unserem Stand begrüßen durften. Für Festool hat das Zusammenspiel aus Freigelände und Messestand hervorragend geklappt, denn wir konnten so auch die Zielgruppe der Zimmerer und Schreiner perfekt erreichen. Besonders an den ersten beiden Messetagen war ein reges Interesse seitens der internationalen Messebesucher an unseren Produkten zu verzeichnen.“
Klaus Longmuss, Geschäftsführer der Wood-Mizer Sägewerke Vertriebs GmbH aus Schletau: „Noch nie hatten wir so viele ausländische Besucher auf dem Stand. Das Konzept, unsere großen Sägewerke im Freigelände dem internationalen Publikum zu zeigen, ist voll aufgegangen.“
Die Marktführer nutzten die Weltleitmesse, um neue Softwarekonzepte einzuführen, die übergreifend alle Komponenten einer Anlage integrieren. Im Sog des Megathemas Industrie 4.0 erwies sich die Visualisierung von Prozess- und Arbeitsschritten als viel beachteter Trend. Von der Service-App für das Maschinenmonitoring über den digitalen Sägewegweiser mit Piktogrammsteuerung bis hin zum Schaufelkamerasystem für Radlader stellte die Holzwirtschaft ihre Innovationsstärke unter Beweis. Mit Cloud basierten digitalen Zwillingen von Maschinen und Werkzeugen wurden effiziente Verfahren für eine schnellere Inbetriebnahme sowie die Lebenszyklus-Dokumentation vorgestellt.
Eine deutlich gesteigerte Produktionseffizienz bei minimalen Anforderungen an die Bedienung war ein weiteres Kennzeichen der vielen Neuheiten auf der LIGNA. Erstmals wurde beispielsweise die Komplettbearbeitung eines Möbels mit „drei Klicks“ präsentiert. Im Bereich der Maschinenkomponenten und Automatisierung sind Roboter stark auf dem Vormarsch.
Im Pavillon an Halle 11 fanden gemeinsam mit der Sprint-Akademie aus Köln erstmalig die LIGNA-Trainings für Tischler, Schreiner, Zimmerer und mobile Monteure statt. Festool, Jowat, Mafell sowie Dr. Koch vom Thünen-Institut engagierten sich dort als Trainingspartner mit einem anwendungsbezogenen Programm. In neun Schulungen von jeweils eineinhalb bis zwei Stunden vermittelten die Referenten Wissen zu technikorientierten, handwerksbezogenen Themen. Beispielsweise erläuterten sie die Unterscheidungsmerkmale neuer Handelshölzer oder veranschaulichten die Funktionsweise von modernen Klebstoffen. Unter Anleitung der Anwendungstechniken konnten interessierte Teilnehmer die handgeführten Maschinen zur Holzbearbeitung direkt vor Ort intensiv erproben. Sie profitierten von wertvollen Tipps und sprachen von einem echten Gewinn für die LIGNA.
Ein weiteres Angebot der LIGNA waren die Kurzvorträge zum Thema Processing of Plastics and Composites in der Robotation Academy. Hier tauschten sich Experten zu den aktuellen Themen und Trends aus. Zahlreiche Aussteller zeigten darüber hinaus auf ihren Ständen, dass Holzbearbeitungsmaschinen nicht nur den Werkstoff Holz bearbeiten können, sondern auch für die Bearbeitung von Kunststoffen, plattenförmigen Verbundmaterialien und Composites, Dämm- und Baustoffen eingesetzt werden. Diese Anwendungen sind vor allem für den Caravan- und Bootsbau, den Innenausbau von Fahrzeugen, Schiffen und Flugzeugen, aber auch für die Konfektionierung von Kunststoffen interessant.
Das neue Konzept der LIGNA ist auch bei den Besuchern der Primärindustrie mit den vier Themenbereichen Forsttechnik, Sägewerksindustrie, Holzwerkstoffherstellung und Energie aus Holz auf breite Zustimmung gestoßen. Dort ging es um die Bereitstellung des Rohstoffs für die stoffliche und energetische Nutzung von Holz, von der Planung über den Einschlag bis zur Bringung. Der aktuelle Stand der Technik für den forstlichen Einsatz unbemannter, ferngesteuerter Fluggeräte (UAV = Unmanned Aerial Vehicle) war hier ein Besuchermagnet ebenso wie aktuelle Verfahren der Waldvermessung.
Unter dem Hermesturm wurde erstmals ein Vorführgelände eingerichtet, das in Zusammenarbeit mit dem Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e. V. (KWF) auf einem etwa 1 500 Quadratmeter großen Parcours täglich mehrere moderierte Technikpräsentationen zeigte. Von der Wertholzastung, der Entnahme stehenden Holzes mittels Harvester, über den Transport aus dem Bestand per Forwarder und Rückewagen an die Waldstraße bis hin zum Transport ins Werk, war hier alles zu sehen.
Auf großes Interesse stieß vor allem beim internationalen Publikum der Primärindustrie der 2. Wood Industry Summit. 15 Delegationen aus 13 Ländern (zum Beispiel aus Kanada, Kolumbien, Chile, Bulgarien oder Rumänien) haben diese Gelegenheit für den fachlichen Austausch genutzt. Unter dem Motto „Access to Resources and Technology“ wurden die aktuellen Entwicklungen bei den Themen „Forst- und Holzwirtschaft 4.0“, „Erschließung der Wälder“, „Waldbrandbekämpfung“ und „Flottenmanagement“ intensiv diskutiert.
Die nächste LIGNA findet vom 27. bis 31. Mai 2019 statt.