Etwa in 30 Metern Höhe tauschen die Seilzugangstechniker ein Heizband und die dazugehörige Isolierung an einer Leitung aus. Um zum Einsatzort zu gelangen, seilen sie sich von der obersten Plattform einer Kolonne in 30 Metern Höhe ab und führen die Arbeiten am Seil gesichert aus. Im Vergleich zum Aufbau eines Gerüsts setzt das Bilfinger-Team die Wartung so in sehr kurzer Zeit und mit einer deutlichen Kostenersparnis für den Kunden um.
„Mit den Arbeitsverfahren Seilzugang und Positionierungstechnik führen unsere Kletterer die Wartungsarbeiten für unseren Kunden sehr zeit- und kosteneffizient sowie gemäß den höchsten Arbeitssicherheitsstandards aus. Tatsächlich ist der Seilzugang eine sehr sichere Möglichkeit, Arbeiten in einer solchen Höhe auszuführen. Denn der Aufbau eines Gerüsts würde für dieses spezielle Projekt etwa 20-mal so lange dauern wie die Erschließung per Seil. Durch die schnelle Umsetzung sinkt auch das Gefährdungspotenzial für die angrenzenden Bereiche deutlich.“
— Christian Grauert, Projektleiter Höhenzugangstechnik
Dabei blickt das Unternehmen auf eine gute Sicherheitsbilanz zurück: Seit 2012 ist es bei den Arbeiten auf der Raffinerie, auf der im Schnitt über 100 Mitarbeiter im Einsatz sind, nicht mehr zu einem Unfall mit Ausfallzeit gekommen. Über zwei Millionen Arbeitsstunden hat das Team vor Ort unfallfrei und sicher erbracht.
Es ist das erste Mal, dass Bilfinger die Seilzugangs- und Positionierungstechnik auf dieser Raffinerie einsetzt. Dort übernimmt der Industriedienstleister bereits seit 2010 Industriegerüstbau- und Korrosionsschutzarbeiten.
Bei der jüngsten Vertragsverlängerung hatte der Konzern gemeinsam mit dem Kunden neben dem Gerüstbau auch erstmals alternative Höhenzugänge (Alternative Access) vereinbart. Arbeiten per Seilzugangs- und Positionierungstechnik und der Einsatz von Hebebühnen wurden neben dem Hauptgewerk Gerüstbau vertraglich vorgesehen, um die Vorteile dieser Techniken zu nutzen: eine sehr schnelle Umsetzung der Arbeiten mit geringem Aufwand und Kosten bei garantierter Ausführungsqualität und hoher Sicherheit. Denn die Seilzugangs- und Positionierungstechnikexperten sind gewerbliche Fachkräfte mit einer handwerklichen Berufsausbildung, wie Metallbauer, Schlosser, Installateure oder Isolierer. Zusätzlich verfügen sie über eine spezielle Qualifizierung zum Seilzugangs- und Positionierungstechniker, auch „Industriekletterer“ genannt.
In einem neuen Gebäude in Herne wird das Unternehmen aufgrund der steigenden Kundennachfrage nach der flexiblen und effizienten Seilzugangs- und Positionierungstechnik ein eigenes Schulungszentrum dafür einrichten. Ziel ist es, noch im Jahr 2021 weitere Kollegen auszubilden, z.B. Fachkräfte für Isolierung.
In einem je nach Qualifizierungsgrad bis zu 270 Tage umfassenden Training werden die Industriekletterer speziell für den Einsatz „am Seil“ geschult und nach anerkannten Standards zertifiziert, wie etwa nach den Vorgaben von FISAT (Fach- und Interessenverband für seilunterstützte Arbeitstechniken e.V.). Zum Team gehören ebenfalls Kollegen mit Qualifizierung nach dem internationalen IRATA-Standard und dem Standard für Höhenarbeiter nach der Information 212–001 der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV).
Bilfinger arnholdt blickt auf eine mehr als 115-jährige Firmengeschichte zurück und ist einer der führenden Industriegerüstbaudienstleister Deutschlands. Das auf den Industrie- und Spezialgerüstbau spezialisierte Unternehmen beschäftigt an seinem Hauptsitz in Oberhausen und seinen sieben weiteren Niederlassungen in Deutschland über 1.000 Mitarbeiter. Auf dem Gelände der großen Raffinerie ist Bilfinger arnholdt der einzige Industriegerüstbaupartner für die Instandhaltungs- und Modernisierungsarbeiten sowie die Ausführung von Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen.
Das Unternehmen setzt seilgesicherte Industriekletterer auch in anderen Ländern ein, zum Beispiel in Großbritannien bei der Wartung von Ölplattformen im Meer oder in Belgien und den Niederlanden auf Industrieanlagen.