Im neuen Impulsbericht „Industrie 4.0‑Forschung für die Gestaltung der Zukunft“ stellt der Forschungsbeirat der Plattform Industrie 4.0 eine Analyse des Status quo der Industrie 4.0‑Forschung in der Bundesrepublik Deutschland vor und leitet daraus eine Grundlage für die strategische Weiterentwicklung von Forschungsaktivitäten ab. Der Impulsbericht wurde von einer Expertengruppe aus Mitgliedern des Forschungsbeirats und der Plattform Industrie 4.0 erarbeitet.
Es wurden umfassende Daten zu den Forschungsprojekten der letzten zehn Jahre erhoben, die einen Industrie 4.0‑Bezug aufweisen und von mindestens einem der folgenden vier Fördergebern Gelder erhalten haben. Untersucht wurden das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF). Durch diesen tiefen Einblick in die aktuelle Forschungslandschaft lassen sich fünf Thesen für eine zielgenauere Forschungsförderung ableiten.
„In zahlreichen Forschungsprojekten wurden Grundlagen für Industrie 4.0 erforscht. Um innovative Wertschöpfungsketten Wirklichkeit werden zu lassen und das volle Zielbild von Industrie 4.0 zu erreichen, bedarf es jedoch weiterhin intensiver Forschungsaktivitäten im Zusammenspiel von großen, mittleren und kleinen Unternehmen und der Wissenschaft.“
— Harald Schöning (Software AG), Sprecher der Industrie vom Forschungsbeirat
Forschungsbedarfe und ‑aktivitäten
Die Ergebnisse des Impulsberichts zeigen, dass das gesamte Themenspektrum bei der Forschung berücksichtigt wird. Auch Themen wie Nachhaltigkeit werden bereits aufgegriffen. Insgesamt bestehen eine hohe Forschungsdynamik und große Potenziale für Forschungsaktivitäten, so eine These der Expertengruppe. Die Förderprogramme prägen dabei die Forschungsaktivitäten. Zudem wird die vorwettbewerbliche Forschung von Akteuren aus Wissenschaft und Wirtschaft initiiert und begleitet. Das fasst die Expertengruppe in der nächsten These zusammen.
Hebelwirkungen durch Kooperationen und Sichtbarkeit von KMU
Hebelwirkungen für Innovationspotenziale setzen große Anreize für Wirtschaftsunternehmen, sich an Forschungs- und Entwicklungskooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu beteiligen, stellt die Expertengruppe in einer weiteren These fest. Sie erlauben einen Wissenstransfer zwischen den Kooperationspartnern und eröffnen interaktive Möglichkeiten des Kompetenzaufbaus, die die Wettbewerbsfähigkeit der beteiligten Unternehmen bzw. Organisationen sichern. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) können durch Verbundprojekte von den Erkenntnissen der Spitzenforschung profitieren, ohne die erforderlichen Ressourcen und Mittel allein aufbringen zu müssen. Im Kontext der Wirtschaft sind KMU bei der Forschung sehr sichtbar, hält die Expertengruppe in einer These fest.
Wirtschafts- und gesellschaftspolitische Potenzial
Durch die Initiativen der Unternehmen, vorwettbewerbliche Kooperationen und die politische Förderung entsteht eine wettbewerbsfähige, innovative und nachhaltige Wirtschaft — wie sie mit der High-Tech Strategie 2025 und dem Leitbild 2030 angestrebt wird. Der Wettbewerbsvorteil durch die Nutzung bietet zunehmend wirtschafts- und gesellschaftspolitische Potenziale, besagt die letzte These. Diese Potenziale sind jedoch bei Weitem noch nicht ausgereizt und bisher sind nur wenige deutsche Unternehmen in der Lage, eine umfassende Implementierung von Industrie 4.0 zu erreichen. Deswegen ist die Forschung auch in Zukunft von großer Bedeutung. So kann über verschiedene Fördermaßnahmen zu unterschiedlichen Themenbereichen eine hohe Innovationsgeschwindigkeit sichergestellt werden und zu einer erfolgreichen Umsetzung in der Praxis beitragen.