Der Trend zur Automatisierung setzt sich auch in der Chemieindustrie mit großen Schritten fort. Die Betreiber wollen mit ihren Anlagen und Systemen wirtschaftlicher und sicherer arbeiten, gleichzeitig sollen Mitarbeiter von ermüdenden, monotonen und körperlich schweren Arbeiten entlastet werden. BEUMER entwickelt maßgeschneiderte Systemlösungen wie die Hochleistungs-Verpackungsanlage BEUMER stretch hood und bindet diese bei Bedarf in bestehende Verpackungslinien ein – zum Beispiel bei Vinnolit. Der führende PVC-Rohstoffhersteller ersetzt damit seine in die Jahre gekommene Schrumpfhaubenanlage. Jetzt kann das Unternehmen flexibel reagieren, wenn unterschiedlich hohe Stapel verpackt werden müssen. Das spart auf Grund des geringeren Energieverbrauchs deutlich Kosten und erhöht die Ladungssicherung spürbar.
Effiziente Automatisierungstechnik, die sowohl die Produktions-Zykluszeiten als auch die Kosten senkt, steht bei vielen Anwendern nach wie vor im Fokus und ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Rohstoffhersteller setzen deshalb immer häufiger auf automatisierte Systemlösungen, die speziell auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. „In der Integration der Systeme liegt die Herausforderung der Zukunft“, erklärt Franz-Joseph Kleigrewe. Der Automatisierungsleiter ist schon seit 1977 bei der BEUMER Group und kennt sich aus. Die Verzahnung der Prozesse werde noch weiter zunehmen, ist er überzeugt. „Die Intralogistik ist im Wandel. Das liegt an der demographischen Entwicklung, aber auch an der steigenden Komplexität der Prozesse. Besonders die Automatisierungstechnik wird somit stetig vorangetrieben“, sagt er. Denn damit lassen sich manuelle Arbeitsabläufe optimieren und sinnvolle Synergien zwischen Mensch und Maschine bilden. Die Automatisierungstechnik ist der Schlüssel zur technischen Entwicklung und zu weiterem Fortschritt.
Aufeinander abgestimmte Systeme
„Die Anwender wollen, dass alle Anlagen optimal aufeinander abgestimmt sind“, kennt Kleigrewe die Anforderungen am Markt. Für die Chemieindustrie liefert BEUMER die Hochleistungs-Verpackungsanlage BEUMER stretch hood. Die Automatisierungsspezialisten integrieren diese Anlage reibungslos auch in bestehende Verpackungslinien. Als System-Provider ist BEUMER in der Lage, aufgrund der langjährigen Erfahrung in der Steuerungs- und Automatisierungstechnik in Eigenregie zu projektieren und komplexe intralogistische Aufgabenstellungen umzusetzen. Dazu zählt nicht nur die intelligente Verknüpfung der einzelnen Maschine, sondern auch deren Integration in bestehende Prozessleit- oder Warenwirtschaftssyteme.
Zu diesen Anwendern gehört auch die Vinnolit GmbH & Co. KG mit Hauptsitz in Ismaning. Bei dem führenden PVC-Rohstoffhersteller in Europa und weltweitem Markt- und Technologieführer bei PVC-Spezialitäten wird in der Verpackungslinie das PVC-Pulver zuerst dosiert und anschließend in die Auswurfrutsche geschüttet. In einer Absackanlage wird es dann vollautomatisch in Papiersäcke gefüllt, und diese werden anschließend verschweißt. Auf einer Fördertechnik gelangen die Säcke zu einer Wiegeeinrichtung, um den Füllungsgrad über das Gewicht zu prüfen. Rollenförderer transportieren die Säcke auf ein Förderband, das sie zur Sackpresse führt. Diese presst die Luft aus den Säcken, so dass sie eine flache Form bekommen und die fertigen Stapel später stabiler sind. Palettierer nehmen die Säcke auf und stapeln sie auf bereitgestellte Paletten. Der komplette Verpackungsstapel wird nun automatisch auf Rollenförderern zur nachgelagerten Verpackungsanlage transportiert.
Bei Vinnolit sind die Paletten jedoch unterschiedlich hoch. Je nach Schüttdichte fassen manche Säcke 35 Liter, andere 52. Um jederzeit eine stabile Ladeeinheit zu bilden, werden die Sackstapel mit unterschiedlich starken Folien verpackt – je höher der Stapel, desto dicker die Folie. Bisher hatte das Unternehmen eine Schrumpfhaubenanlage im Einsatz. Doch diese war in die Jahre gekommen und genügte den Qualitätsansprüchen nicht mehr: Ein Folienwechsel dauerte auf der Anlage etwa 20 Minuten. Auch in der Wahl der Folien war der Hersteller wenig flexibel. Um die palettierten Stapel effizienter zu verpacken, entschied sich der Hersteller für eine neue Verpackungslösung. Zuerst war das Wickelstretch-Verfahren im Gespräch. Doch dann kamen die Rohstoffhersteller auf BEUMER.
Der Komplettanbieter lieferte die Hochleistungs-Verpackungsanlage BEUMER stretch hood. Ihre innovative Steuerungstechnik erkennt die unterschiedlichen Stapelhöhen automatisch und stellt sich flexibel darauf ein. Ein Ultraschallsensor ermittelt die erforderliche Folienlänge. Die Vollpaletten werden mit einer dünnen Folienhaube überzogen. Damit werden die Ladeeinheiten beim Transport effektiv gesichert und gelangen unbeschadet zu den Abnehmern.
Diese Hochleistungs-Verpackungsanlage ist in ihrem Maschinenkonzept variabel und lässt sich auf die jeweilige Projektsituation und Aufgabenstellung individuell anpassen. Bei der Wahl der Folien ist der Rohstoffhersteller nun sehr flexibel. Außerdem besitzen die eingesetzten PE-Stretch-Folienhauben eine hohe Reiß- und Durchstoßfestigkeit. Die erforderlichen Dehnwerte und die biaxial wirkenden Spannkräfte sind auf jedes Produkt und jede Einsatzbedingung optimal abgestimmt. Mit seinem niedrigen Energieverbrauch, dem geringen Druckluftbedarf sowie der Möglichkeit, recyclebare Verpackungsfolie zu verarbeiten, stellt der BEUMER stretch hood für Vinnolit eine kostengünstige und umweltschonende Variante der Palettenverpackung dar.
Damit die BEUMER Group Anwendern wie den Chemieproduzenten Vinnolit optimal betreuen kann, hat der Intralogistikanbieter in den einzelnen Gruppengesellschaften sowie am Standort Beckum Teams gebildet, die sich speziell um Automatisierungslösungen kümmern. Mittlerweile sind mehr als 200 Mitarbeiter bei der BEUMER Group für diesen Bereich zuständig. „Wir wollen Entwicklungszyklen beschleunigen und den hohen Standard, den wir uns durch unser Know-how erarbeitet haben, stetig steigern“, sagt Kleigrewe. „Denn nur so können wir unseren Kunden die passende Lösung liefern und sie optimal betreuen.“ Die Mitarbeiter begleiten die Projekte von der Anfrage bis zur Übergabe an den Kunden. Zuerst erstellen die Spezialisten einen Systementwurf. Passt dieser, geht es an die Umsetzung. Die Mitarbeiter übernehmen die Elektroinstallationen und integrieren die Maschinen- und Anlagensteuerungen, schreiben die Software für die SPS und beispielsweise für die eingesetzte Robotertechnik. Teil des Systems ist zudem eine graphische Darstellung der Prozesse auf einer Benutzerschnittstelle. BEUMER sorgt weiterhin dafür, dass die Informationen zwischen den verschiedenen Betriebsebenen sinnvoll übertragen werden – zum Beispiel über ERP- und MES-Systeme.
Im BEUMER eigenen „Technikum“ in Beckum wird die Anlage aufgebaut. Die Mitarbeiter führen mehrere Tests durch, um die Anforderungen der Anwender erfüllen zu können. „Dabei helfen uns wertvolle Erfahrungen, die wir in zahlreichen Projekten weltweit sammeln konnten“, ist Kleigrewe überzeugt. Denn das Folienmaterial der Verpackungsmaschine verhält sich im kühlen Deutschland anders als zum Beispiel in asiatischen oder afrikanischen Regionen. In diesen Ländern herrschen andere Temperaturen vor und die Luftfeuchtigkeit kann erheblich höher sein. Werden alle Anforderungen erfüllt, übernehmen die Mitarbeiter vor Ort die Installation sowie die Inbetriebnahme.
Immer optimal abgestimmt
Bei der Entwicklung der Systeme beeinflussen sich drei Faktoren gegenseitig: Kundenorientierung, Innovation und Standardisierung. Bei Projekten, die an den individuellen Bedürfnissen des Kunden ausgerichtet sind, können die Lösungen nur mittelbar auf andere Projekte übertragen werden. Innovationsprojekte eröffnen die Möglichkeit, deutliche Wettbewerbsvorteile für neue Projekte zu erzielen. Andererseits bedarf es eines sehr strengen Projektmanagements, damit Kosten und Termine eingehalten werden. Weil es ohne diese innovativen Projekte keinen Fortschritt gibt, geht BEUMER diese unter sorgfältiger Abwägung der Chancen und Risiken regelmäßig an. Bei den bewährten Standardlösungen erhält der Kunde ein preiswertes und funktionssicheres System, das er innerhalb kurzer Zeit in Betrieb nehmen kann. „Die Prozesse unterscheiden sich meist bei den verschiedenen Anwendern“, schildert Kleigrewe. „Deshalb sind unsere Lösungen immer speziell angepasst – mal mehr, mal weniger.“ Auf individuelle Anforderungen eingehen zu können, gehört zu den Stärken der BEUMER Group.
Einheitliche Standards schaffen kurze Projektlaufzeiten
„Die Ausgangssituation sieht häufig so aus: Je größer eine Anlage ist und je mehr Systeme integriert sind, desto mehr Steuerungssysteme sind auch im Einsatz, die aufeinander abgestimmt werden müssen“, erläutert Kleigrewe. Bei BEUMER wurden im Lauf der Jahre vier Steuerungssysteme entwickelt. „Um bei der Entwicklung flexibler zu sein und auch eine schnellere Inbetriebnahme zu ermöglichen, ist unser Ziel, bei allen Entwicklungen auf ein einheitliches Antriebskonzept sowie einheitliche Maschinen- und Anlagensteuerungen zu setzen“, sagt Kleigrewe. „Förderelemente oder Schnittstellendefinitionen für die horizontale und vertikale Kommunikation bieten wir schon aus dem Baukasten an.“ Für schnelle Entwicklungsphasen hat die BEUMER Group eine gemeinsame Software-Plattform für alle Mitarbeiter im Unternehmen geschaffen. Darüber erfolgt das Produkt- und Projektmanagement. Alle am Projekt beteiligten Mitarbeiter erhalten ein einheitliches Arbeitsumfeld. Die gemeinsame Basis gestaltet das Arbeiten effizienter und reduziert die Projektlaufzeiten.
Sind die Anlagen in Betrieb genommen, schulen Mitarbeiter des BEUMER Customer Supports die Maschinenbediener und das Wartungspersonal, denn nur so können die Anlagen mit einer maximalen Betriebszeit laufen. Anwender werden dabei auf den aktuellen Stand gebracht und neue Mitarbeiter an die Systeme herangeführt. „Automatisierte Lösungen eignen sich besonders bei kontinuierlichen Prozessen, wenn beispielsweise Anlagen rund um die Uhr sieben Tage die Woche laufen“, empfiehlt Kleigrewe. „Unternehmen können somit Mitarbeiter einsparen, die sie an anderen Stellen einsetzen können. Damit haben sich automatisierte Lösungen in kurzer Zeit amortisiert.“