Mathias Munschauer vom Würzburger Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) hat es sich in seinem Forschungsprojekt „COVIDecode“ zur Aufgabe gemacht, SARS-CoV‑2 besser verstehen. Mit einer Förderung von 1,5 Millionen Euro zeichnet der Europäische Forschungsrat (ERC) ihn nun über einen Zeitraum von fünf Jahren aus. Er ist damit der dritte Wissenschaftler am HIRI, der einen ERC Grant erhält.
Die sogenannten Grants des Europäischen Forschungsrats (ERC) gehören zu den bedeutendsten und angesehensten Förderinstrumenten in der Wissenschaft. Entsprechend groß ist die Freude über die Auszeichnung nicht nur in Würzburg, sondern auch in Braunschweig – das HIRI ist ein Joint Venture des dortigen Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) und der Julius-Maximilians-Universität (JMU) in Würzburg.
„Es bestärkt uns und spricht für die Bedeutung unserer Arbeit, dass erneut einem unserer Wissenschaftler diese Förderung zuteilwird. Spitzenforschung am Puls der Zeit ist auf ausreichend finanzielle Ressourcen angewiesen. Ich freue mich daher sehr darüber, dass Mathias Munschauer einen der begehrten ERC Starting Grants erhält.“
— Jörg Vogel, Geschäftsführender Direktor des HIRI
„Das internationale Renommee der ERC Grants ist sehr hoch“, ergänzt Dirk Heinz, Wissenschaftlicher Geschäftsführer am HZI. „Wir gratulieren Herrn Munschauer herzlich zu diesem großen Erfolg, der einen Ausbau seiner bahnbrechenden Forschungsarbeiten zur Ausbreitung von SARS-CoV‑2 im menschlichen Organismus ermöglichen wird.“
Wie SARS-CoV‑2 sich die Wirtszelle zunutze macht
Mathias Munschauer leitet die Forschungsgruppe „LncRNA und Infektionsbiologie“ am HIRI. Gleichzeitig hat er eine Juniorprofessur an der JMU inne. Mithilfe seines nun vom ERC geförderten Projektes „COVIDecode“ will er dazu beitragen, SARS-CoV‑2 besser zu verstehen. Er konzentriert sich dabei auf die molekularen Wechselwirkungen zwischen Wirt und Krankheitserreger. Wie viele Humanviren nutzt auch SARS-CoV‑2 Ribonukleinsäuren (RNA) als Träger der genetischen Information. Das RNA-Erbgut des Virus wird in die Zelle eingeschleust, die Zelle übersetzt es dann in die für die Vermehrung des Virus notwendigen Proteine. Die Forschung hat sich bisher weitgehend auf die Funktion dieser von dem Virus kodierten Proteine konzentriert. Über die viralen RNAs und deren Interaktion mit dem Wirtsapparat während der verschiedenen Stufen des Virus-Lebenszyklus ist jedoch noch wenig bekannt. Hier setzt die Forschungsgruppe um Munschauer an.
„Den ERC Starting Grant möchte ich mit meinem Team dazu nutzen, um das Zusammenspiel zwischen den RNAs des SARS-CoV-2-Virus und Faktoren der Wirtszelle systematisch zu erforschen. Wir wollen entschlüsseln, wie diese Interaktionen den viralen RNA-Lebenszyklus und die Abwehrmechanismen des Wirts gestalten“, sagt Munschauer. Die weltweite COVID-19-Pandemie zeige, wie wichtig es sei, ihren Erreger – und auch die vielen neu auftretenden Varianten – auf molekularer Ebene besser zu verstehen. Langfristig können so auch neue Möglichkeiten für RNA-basierte antivirale Therapien und Immuntherapien geschaffen werden, meint der Forscher.
Mathias Munschauer ist bereits der dritte Wissenschaftler am HIRI, den der Europäische Forschungsrat mit einem ERC Grant ausstattet. Im Jahr 2020 startete Chase Beisel sein durch einen ERC Consolidator Grant finanziertes Projekt „CRISPR Combo“. Neva Caliskan begann 2021 mit der Arbeit am Forschungsvorhaben „T‑FRAME“, das mit einem ERC Starting Grant gefördert wird.