Das Wissenschafts- und Technologieunternehmen, Merck, kürte den Gewinner seines Future Insight Prize 2021. Der mit 1 Mio. € dotierte Preis in der diesjährigen Kategorie „Food Generation“ wurde im Rahmen der Future Insight Days in Darmstadt an Ting Lu, Professor für Bioengineering an der University of Illinois Urbana-Champaign, USA, sowie Stephen Techtmann, Associate Professor für Biowissenschaften an der Michigan Technological University, USA, vergeben. Die beiden Wissenschaftler zersetzen in ihrem Projekt Plastikabfall mithilfe von Mikroorganismen und erzeugen anschließend aus den Abbauprodukten Protein als Nahrungsbausteine.
„Die Gewinner des diesjährigen Future Insight Prize haben eine bahnbrechende Technologie entwickelt, mit der zukünftig sichere Nahrungsmittel auf nachhaltige Weise erzeugt und gleichzeitig die durch Plastikabfall und konventionelle Landwirtschaft verursachten Umweltbelastungen reduziert werden könnten“, sagte Belén Garijo, Vorsitzende der Geschäftsleitung von Merck. „Wir gratulieren Ting Lu und Stephen Techtmann zu ihrer vielversprechenden Forschung und hoffen, dass der Future Insight Prize ihre Arbeit weiter voranbringen wird.“
Anja Karliczek, Bundesministerin für Bildung und Forschung, hielt die Laudatio auf die beiden Gewinner. „Der Schwerpunkt meines Labors liegt auf der synthetischen Mikrobiologie, bei der die Funktionen mikrobieller Zellen mithilfe von speziell entwickelten genetischen Schaltkreisen programmiert werden, um biologische Designprinzipien aufzudecken und biotechnologische Anwendungen voranzutreiben“, sagte Ting Lu. „Die in unserer Umwelt vorkommenden Mikroorganismen sind in der Lage, als Katalysatoren für eine ganze Reihe an chemischen Reaktionen zu fungieren, von denen viele für industrielle Anwendungen relevant sein könnten. Mein Labor untersucht, wie komplexe mikrobielle Gemeinschaften kooperieren können, um Funktionen zu erfüllen, die für die Industrie von Interesse sind“, sagte Stephen Techtmann.
Beide Preisträger bedankten sich bei Merck für die gemeinsame Auszeichnung und das damit verbundene Preisgeld von 1 Mio. €, mit dem sie ihre Forschung vorantreiben können: „Mit unserer gemeinsamen Forschung wollen wir den in aller Welt erzeugten Plastikmüll in etwas Wertvolles umwandeln: Nahrung und Treibstoff.“ Der Name ihres gemeinsamen Forschungsprojekts lautet „From Waste to Food: A Generator of Future Food“. Erforscht wird in diesem Zusammenhang eine effiziente, wirtschaftliche und vielseitig einsetzbare Technologie zur Umwandlung von Abfallprodukten zum Beispiel aus Plastik in Nahrungsmittel, die alle benötigten Nährstoffe enthalten, ungiftig sowie förderlich für die Gesundheit sind und sich zudem je nach Bedarf modifizieren lassen. Die Technologie verfügt somit über das Potenzial, Abfallprodukte in ernährungsphysiologisch wertvolle Inhaltsstoffe umzuwandeln und damit zwei Probleme auf einen Schlag zu lösen: die Nahrungsmittelknappheit angesichts der wachsenden Weltbevölkerung und die Entsorgung von Plastikmüll.
Die in Entwicklung befindliche Technologie setzt auf synthetische mikrobielle Gemeinschaften – eine Kombination aus natürlichen und gezielt gentechnisch veränderten Mikroorganismen – zur effizienten Umwandlung von Abfällen in Nahrung. Mit dem Forschungsprojekt sind vier Ziele verknüpft: Proof-of-Concept für die direkte Umwandlung von Polyethylenterephthalat (PET) in Proteinpulver (Ziel 1), Erhöhung der Biosicherheit für die erzeugten Nahrungsmittel und die Umwelt (Ziel 2), Integration von Nährstoffen und gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen (Ziel 3) sowie Ausweitung der Technologie auf andere Kunststoff- oder Abfallarten (Ziel 4). Die Forschungsarbeit wird als bahnbrechende Innovation den Grundstein für die Erzeugung von Nahrungsmitteln legen.