Zum Portfolio des Familienunternehmens Weidmüller gehören unter anderem webbasierte KI-Anwendungen im Sinne der Digitalisierung genauso wie Komponenten für die Geräteherstellung sowie den Schaltschrankbau. Das Unternehmen benötigt für seine fünf Druckluftnetze künftig nur noch eine Steuerung. Über die airtelligence provis 3 von Boge lassen sich sämtliche Informationen übersichtlich anzeigen. Alle Komponenten können individuell geregelt und Druckbänder nach Bedarf verändert werden. So konnte Weidmüller sein Monitoring optimieren und die Effizienz messbar steigern.
Druckluft wird im Unternehmen für Montageprozesse, als Prozess- und Steuerluft sowie in der Galvanotechnik benötigt. Dazu hat Weidmüller fünf separate Druckluftnetze installiert, in die jeweils bis zu sieben Kompressoren und weitere Komponenten integriert sind. Überwiegend setzt das Unternehmen auf Kompressoren von Boge, hat aber zusätzlich auch Drucklufterzeuger anderer Hersteller im Einsatz. Die Maschinen decken einen großen Leistungsbereich innerhalb eines Druckbandes von 7 bis 8 bar ab. In den letzten Jahren wurden die größeren Netze über eine Einzelsteuerung geregelt, die kleineren über eine Kaskadenregelung mithilfe von Drucksensoren. Anforderungen seitens Weidmüller an den Hersteller von Industrie-Kompressoren und Druckluftsystemen waren unter anderem die Reduzierung von Leerläufen und eine damit verbundene Steigerung der Effizienz. Betriebsdruck und Stromverbrauch sollten ebenfalls verringert werden.
Zusätzlich zu den bereits vorhandenen Boge-Kompressoren S 150, S 20, S 15 und S 29–2 sind zwei S 90–4, eine S 60–3 und eine S 40–3 im Einsatz, die mit der Steuerung focus control 2.0 ausgestattet sind. „Wir können Temperatur, Systemdruck, Netzdruck und die Betriebszustände direkt an diesen Maschinen auslesen“, sagt Jens Mühlbauer, Projektverantwortlicher bei Weidmüller. „Das ist bereits ein großer Vorteil gegenüber älteren Systemen, die meist nur Auskunft über Störung, Last und Leerlauf geben sowie den Ein/Aus-Zustand anzeigen.“ Mit der airtelligence provis 3 geht Weidmüller noch einen Schritt weiter. Funktionsweise und Betrieb der Verbundsteuerung wurden zunächst in einem Feldtest geprüft. Dieser fiel so positiv aus, dass sich Weidmüller für die Installation entschied. Die neue Steuerung ist abwärtskompatibel und bindet über das Modbus-Interface-Modul 2.0 sämtliche Modelle problemlos ein. Darüber hinaus ermöglicht die airtelligence provis 3 mit dem Open-Platform-Communications-Unified-Architecture(OPC UA)-Standard eine sichere Kommunikation mit übergeordneten Systemen wie zum Beispiel einer Leitwarte oder Energiemanagementsystemen, basierend auf der Companion-Spezifikation OPC 40250–1 Compressed Air Systems – Main Control System. Damit nutzt Weidmüller nun eine zentrale Steuerung für sämtliche Komponenten aus den fünf Druckluftnetzen.
Die Steuerung ist auf einem leistungsstarken Industrie-PC installiert und in einen Schaltschrank integriert. Von den einzelnen Netzen aus erfolgt die Anbindung an die neue Steuerung jeweils über ein einziges Patch-Kabel. Innerhalb des Netzes werden die Signale der Steuerung über sogenannte Ethernet-Switche an die einzelnen Kompressoren verteilt. Die Steuerung wählt automatisch die optimale Kompressorkombination und optimiert Last- sowie Leerlaufzeiten. Eine variierende Drucklufterzeugung in unterschiedlichen Schichten lässt sich so abfangen. Überverdichtung kann vermieden werden. Das Energiemanagement der airtelligence provis 3 beinhaltet unter anderem die Festlegung von Maschinenprioritäten. So ist zum Beispiel ein 90-Kilowatt-Kompressor in Vorrang geschaltet. Er versorgt die gesamte Galvanik von Weidmüller sowohl mit Druckluft als auch mit Wärme und muss daher dauerhaft in Betrieb sein. Die gesamte Steuerung wurde auf Effizienzoptimierung programmiert. Dazu wird regelmäßig der erzeugte Volumenstrom analysiert.
Der Anwender erhält automatisch einen Hinweis, wenn die eingebundenen Maschinen gewartet werden müssen, kann Wartungsintervalle zusammenlegen und den Betrieb optimieren. Das wirkt sich positiv auf die Laufzeit der Maschinen aus. Die airtelligence provis 3 bietet eine anschauliche Übersicht über alle Netze. So sind beispielsweise die Betriebsstunden direkt ersichtlich. „Man hat die Auslastung, den momentanen Stromverbrauch und die Liefermengen der einzelnen Anlagen immer im Blick“, so Jens Mühlbauer, Projektverantwortlicher bei Weidmüller. Die Steigerung der Energieeffizienz konnte der Elektronikexperte um vier bis fünf Prozent erhöhen. „Das ist bei einer Anlage mit 450 Kilowatt schon eine ganze Menge“, betont der Projektverantwortliche. „Im Vergleich zu Systemen, die rein über eine Kaskadensteuerung oder Druckschalter laufen, lässt sich damit eine Verbesserung erzielen – schon dadurch, dass der Druck an Feiertagen und nachts über neu definierte Druckbänder abgesenkt werden kann.“ Dies könne minütlich und für jedes Druckluftnetz separat durchgeführt werden. Die Informationen der einzelnen Netze und Kompressoren lassen sich auf mehreren Endgeräten visualisieren. Die airtelligence provis 3 ist beliebig und unbegrenzt erweiterbar. Sollten die einzelnen Druckluftstationen noch um weitere Komponenten erweitert werden oder zusätzliche Netze entstehen, lassen sich diese integrieren.