Experten warnen, dass im Jahr 2050 mehr Plastik im Meer schwimmen könnte als Fische – im Moment sollen 150 Millionen Tonnen an Plastik in den Weltmeeren treiben. Deutschland als größter Verursacher von Verpackungsmüll in Europa kommt dabei eine besondere Verantwortung zu. Rund 220 kg Verpackungsmüll wirft jeder Deutsche pro Jahr weg. Auch das chinesische Importverbot für bestimmte Abfälle, das seit Anfang 2018 in Kraft ist, setzt die europäischen Hersteller zusätzlich unter Druck, Verpackungsabfälle zu verringern. Bis zu diesem Zeitpunkt war das Reich der Mitte nicht nur für Deutschland der größte Abnehmer von Kunststoffabfällen – insbesondere aus Gewerbe und Industrie, wie Gewerbefolien, Produktionsabfälle, Hartkunststoffe und Big Bags.
Die Rahmenbedingungen ändern sich außerdem durch das neue Verpackungsgesetz, das ab 2019 die bisherige Verpackungsverordnung ablösen wird. Mit dem neuen Gesetz kommen unter anderem höhere Recyclingquoten auf die Hersteller zu. So soll der Anteil an wiederverwendeten Kunststoffverpackungen bis 2022 von heute 36 Prozent auf 63 Prozent angehoben werden. Im Forum TechBox auf der diesjährigen FachPack werden die damit einhergehenden Herausforderungen am 27. September 2018 in einer Vortragsreihe genauer beleuchtet.
Öffentlicher Druck
Durch die Bilder von Plastikinseln in den Ozeanen und dem steigenden Umweltbewusstsein der Verbraucher werden die Forderungen nach einem neuen Umgang mit Kunststoffverpackungen aus der Öffentlichkeit lauter. 94 Prozent der Verbraucher sind der Studie „Verpackungen im Fokus“, durchgeführt von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft pwc, zufolge der Meinung, dass bei vielen Produkten weniger Verpackungsmaterial ausreichen würde. 95 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, die Materialmenge auf ein Minimum zu reduzieren. Ein ebenso großer Anteil fordert die Verwendung von Verpackungsmaterial, das sich gut recyceln lässt.
Wiege statt Grab
Bei der praktischen Umsetzung einer höheren Recyclingquote gibt es allerdings noch einige Hürden. So lässt sich der sogenannte Post-Consumer-Abfall wie er zum Beispiel im Gelben Sack anfällt, nur schwierig recyceln. Meist eignet sich das Material bei der Wiederverwertung nur für minderwertige Produkte. Ein Grund hierfür ist, dass die Kunststoffe nicht nach dem Prinzip Cradle-to-Cradle, sondern als Cradle-to-Grave-Produkte gestaltet wurden. Häufig kommen beispielsweise Verbundstoffe zum Einsatz, die sich nur mit großem Aufwand trennen lassen. Auch Etiketten und Drucktinten haben noch zu oft einen negativen Einfluss auf das Recyclat aus dem Gelben Sack. Dabei wäre es bereits möglich, die Qualität des Verpackungsmaterials durch geeignete Technologien zu erhalten und somit den Verlust der wertvollen Rohstoffe zu vermeiden.
Cradle to Cradle e.V., zu dessen Beirat auch der Vordenker dieses Designkonzepts Prof. Dr. Michael Braungart gehört, fordert statt Verboten und Verzicht eine Verpackung, die sich zu qualitativ hochwertigen Produkten recyceln lässt. „Dafür müssen sie von Anfang an so designt sein, dass ihre Bestandteile leicht voneinander trennbar sind und nach ihrer Nutzung in Kreisläufen zirkulieren können“, fordert der Verein auf seiner Internetseite.
Gesagt getan?
Jeder Hersteller muss sein Verpackungskonzept überdenken und kann hierfür übergreifende Maßnahmen einleiten. Dazu gehören Closed-Loop-Projekte wie sie im Getränkehandel in Form der PET-Flaschen bereits realisiert werden. Auch der Einsatz von Post-Consumer-Abfällen ist, wie das Beispiel von Werner & Mertz zeigt, kein Ding der Unmöglichkeit. Wesentlich schwieriger ist es allerdings Verbraucher für ein besseres Recycling zu sensibilisieren und selbst Verantwortung zu übernehmen. Für manche Produkte könnten allerdings auch Alternativen zu Kunststoffverpackungen bei der Planung übergreifender Maßnahmen in Frage kommen. Die Aussteller auf der FachPack präsentieren eine breite Auswahl an entsprechenden Packstoffen, die sicherstellen, dass Produkte nachhaltig und ohne Qualitätsverluste verpackt werden können.