Covestro beginnt mit der Großserienfertigung eines neuartigen leichten, hochfesten und optisch ansprechenden Werkstoffs. Der endlosfaser-verstärkte thermoplastische Verbundwerkstoff (englisch mit CFRTP abgekürzt) kann effizient hergestellt werden und stößt bei vielen Kunden und Branchen auf Interesse.
Um das Marktpotenzial zu heben, hat das Unternehmen seine Produktionskapazität deutlich erweitert und das fränkische Markt Bibart zu einem Standort für Hightech-Werkstoffe ausgebaut. Er befindet sich in der Nähe namhafter Universitäten, die intensiv an der Weiterentwicklung von Verbundwerkstoffen forschen. Das Unternehmen beschäftigt dort inzwischen 50 Mitarbeiter, ein weiterer Ausbau ist geplant. Insgesamt investierte das Unternehmen einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag.
Steigender Bedarf an Verbundwerkstoffen
Weltweit wächst der Bedarf an robusten und leichten Materialien. Dabei spielen Verbundwerkstoffe (Composites) aus faserverstärkten thermoplastischen Kunststoffen eine wichtige Rolle. Indem sie den Energieverbrauch senken und wichtige Möglichkeiten für mehr Nachhaltigkeit bieten, leisten sie einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Ressourcenschonung.
„Covestro entwickelt Materiallösungen und Technologien für die großen Herausforderungen der Menschheit, zum Beispiel Klimaschutz, Bevölkerungswachstum, Urbanisierung und die zunehmende Mobilität. Dabei spielen Verbundwerkstoffe eine immer wichtigere Rolle“, sagte der Vorstandsvorsitzende Patrick Thomas vor Journalisten.
Nachhaltigkeit ist treibende Kraft
Patrick Thomas ergänzte: „Die treibende Kraft bei all diesen Entwicklungen ist die Nachhaltigkeit: Wir wollen der Gesellschaft nutzen und die Lebensqualität von Menschen verbessern, aber die Auswirkungen auf die Umwelt minimieren. So haben wir auch ein Polyurethanharz entwickelt, das in Verbindung mit verstärkenden Glasfasern und einem speziellen Herstellverfahren eine kosteneffiziente Produktion von Rotorblättern für Windkraftanlagen ermöglicht. Auf diese Weise fördern wir den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien.“
„Unsere Polycarbonate haben sich bereits in vielen Anwendungen bewährt, in denen es auf Festigkeit, ein geringes Gewicht und Ästhetik ankommt, und dabei konventionelle Materialien wie Metall und Glas ersetzt“, sagte Michelle Jou, die von Shanghai aus das globale Polycarbonatgeschäft von Covestro leitet. „Man findet sie zum Beispiel in Laptop-Gehäusen, im Autoinnenraum, Scheinwerfern, Panoramadächern und medizinischen Geräten, um nur ein paar zu nennen.“
Die Anforderungen steigen
„Die Elektronikindustrie und andere Branchen wünschen sich jedoch noch festere und leichtere Werkstoffe, mit denen noch dünnere Teile gefertigt und Funktionen integriert werden können“, erläuterte Michelle Jou. „Hinzu kommt der Wunsch nach einer effizienteren Produktion. Mit unserem neuen Hightech-Werkstoff schließen wir jetzt diese Materiallücke.“
Der Leichtbau-Werkstoff der Zukunft basiert auf Endlos-Carbon- oder Glasfasern, die unter anderem mit Polycarbonat, thermoplastischem Polyurethan (TPU) oder anderen thermoplastischen Harzen imprägniert werden. Die Firma stellt daraus in einer Richtung (uni-direktional) verstärkte Folien und Platten für die weitere Verarbeitung durch Kunden her. Diese Produkte können sehr variabel kombiniert werden und eröffnen Designern dadurch ganz neue gestalterische Freiheiten. Eine weitere Besonderheit von CFRTPs: Sie klingen wie Metall und fühlen sich metallisch an, bieten aber die Gestaltungsfreiheit von Kunststoffen.
Weltweites Interesse aus vielen Branchen
CFRTPs finden Interesse in so unterschiedlichen Branchen wie der Elektro- und Elektronikindustrie, bei Autoherstellern, Haushaltsgeräteproduzenten und Möbelerzeugern, in der Medizintechnik, bei Sportartiklern, Schuhherstellern und der Kofferbranche. Die Bänder und Platten werden zur Weiterverarbeitung an Kunden in der ganzen Welt geliefert.
Während die Nachfrage steigt, eignen sich die Wertschöpfungsketten schnell die erforderlichen Kenntnisse und das Know-how für den Umgang mit Verbundwerkstoffen an. Das Composite-Team arbeitet industrieübergreifend und unterstützt den Wissenstransfer von einer Branche zur nächsten, um ein schnelleres Wachstum in diesem spannenden Sektor zu ermöglichen. Dr. Michael Schmidt und David Hartmann leiten das globale CFRTP-Geschäft als Co-CEOs.
Ein Laptop-A-Deckel aus dem CFRTP-Composite wurde im vergangenen Jahr vom europäischen Kunststoffverband PlasticsEurope und der Gesellschaft der Kunststoff-Ingenieure (SPE) mit einem European Plastics Innovation Award ausgezeichnet – ein gutes Beispiel für das Engagement des Herstellers, um die Möglichkeiten von CFRTPs für diese Industrie zu nutzen.
Es begann mit einem Start-up-Unternehmen
Die Geschichte der CFRTP-Composites begann mit der Gründung der Thermoplast Composite GmbH im Jahr 2007 in Langenfeld im Rheinland. Das Start-up-Unternehmen wurde einschließlich Technologie und geistigem Eigentum im März 2015 von Bayer MaterialScience übernommen, der Vorgängerorganisation von Covestro, und zog kurz darauf nach Markt Bibart. Dort begann dann der Auf- und Ausbau zum heutigen Produktionsstandort. Im Laufe dieses Jahres plant das Unternehmen die Bekanntgabe vieler weiterer Kundenprojekte.