In Rittershoffen, im Elsass, hat ETW Energietechnik aus Moers in Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro Rytec aus Baden Baden eine Biomethananlage gebaut. Die Aufbereitungskapazität der Anlage, die im Februar 2023 in Betrieb gegangen ist, beträgt stündlich etwa 700 Normkubikmeter Rohbiogas. Damit werden je Stunde bis zu 350 Normkubikmeter Biomethan in das Erdgasnetz eingespeist. Dies entspricht etwa dem durchschnittlichen Treibstoffverbrauch von 20.000 PKW.
Einsatz von Substraten aus der Region
Das Projekt wurde von drei Landwirten aus dem Elsass initiiert, die sich für den Umweltschutz und regenerative Energien engagieren und in der Region eine nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung fördern möchten. Als Substrate werden ausschließlich landwirtschaftliche Reststoffe aus der unmittelbaren Umgebung eingesetzt.
Die niedrige Leistungsaufnahme von 137,6 Kilowatt elektrisch macht die Anlage von ETW zu einem guten Beispiel für Biomethananlagen dieser Größenklasse. Damit ist das Risiko für zukünftige Strompreissteigerungen reduziert. Selbst mit einer nachgeschalteten Hochdruck-Verdichtungsanlage, die das aufbereitete Biomethan auf 67,7 barg (bar gauge, Überdruck) komprimiert und ins Erdgasnetz einspeist, ist die Leistungsaufnahme der Gesamtanlage unter 202 Kilowatt elektrisch. Damit verbraucht die gesamte Anlage weniger als 7 Prozent von der Energie, die über das Biomethan zur Verfügung gestellt wird.
Schnittstellenreduktion
Im Jahr 2016 gab es die ersten Überlegungen, das Projekt zu realisieren. 2019 begannen die konkreten Auslegungen und Planungsarbeiten. Hierbei wurden die Genehmigung, Antragstellung zur Förderung, Baufinanzierung sowie die Erdarbeiten aus einer Hand von der Firma Rytec erstellt. Die reduzierten Schnittstellen haben die Bauarbeiten rasch und effektiv voranschreiten lassen. Durch die Biogasanlage entstehen in der Region drei Arbeitsplätze. Die Anwohner des Nachbarorts Rittershoffen äußerten während der Projektentwicklung zunächst Bedenken. Daraufhin haben die Unternehmer viel Arbeit und Geld investiert, um sicherzustellen, dass die Anlage gut in die Landschaft integriert ist.
Grüner Mehrwert
„Als Familienbetrieb, der sich traditionell auf den Anbau von Edelkulturen wie Spargel und Meerrettich spezialisiert hat, ist uns die nachhaltige Entwicklung unserer Region ein wichtiges Anliegen. Daher lag es uns besonders am Herzen, dass die Integration der Biogasanlage nicht nur im Einklang mit unserer Firmenphilosophie erfolgt, sondern auch einen grünen Mehrwert für die gesamte Region bietet“, berichtet Denis Scharrenberger, Geschäftsführer der Ferme Scharrenberger.
Der Standort der Biomethananlage befindet sich nun abseits der Straße in ausreichender Entfernung zum angrenzenden Dorf – mit einem Wall um das Grundstück sowie heimischen Bäumen und Hecken bepflanzt. Um den Anwohnern entgegenzukommen, wurde in aufwendige Erdarbeiten sowie längere Strom- und Rohrleitungen investiert.
Fokus auf Qualität
Bei der Auslegung der Anlagentechnik für die Vergärung der vielfältigen Reststoffe wurde Wert auf eine hohe Qualität gelegt. Die der ETW Energietechnik GmbH ist entsprechend hochqualitativ, verlässlich und wartungsarm. Durch den Einsatz von ölfreien Schraubenverdichtern und einer intelligenten Anlagensteuerung besitzt die ETW SmartCycle Biomethananlage einen niedrigen Energieverbrauch.
Ebenso wurde beim Beton auf Fertigteile der Drössler Umwelttechnik mit werkseitig einbetonierten Einbauteilen wie FF-Stücken und Rührwerksrahmen gesetzt. Alle Einbauteile verfügen über zusätzliche Dichtflansche. Die in Sandwichbauweise ausgeführten Behälterwände sind wärmegedämmt und bereits werkseitig mit integrierten und durch den Beton geschützte Heizleitungen belegt.
Die Rühr- und Separationstechnik wurde von der Firma Paulmichl ausgeführt. Die Rührwerke sind mit außenliegender Antriebstechnik ausgerüstet. Das Fermenterrührwerk Mammut an der Anlage Rittershoffen verfügt über eine starke Rührleistung bei hohem Trockensubstanzgehalt. Durch die stufenlose hydraulische Verstellmöglichkeit der Rührwerke, kann eine gute Anpassung an das Fermentersubstrat erreicht werden. Die von der Firma Paulmichl entwickelten Panorama Schaugläser gewähren den Betreibern visuellen Einblick und die Überwachung des Anlagenbetriebes. Der Separationsbetrieb auf der Anlage erfolgt durch einen Separator der Modellreihe PM260, der speziell auf den Gärrest angepasst ist. Mittels Drucksteuerung des Separators wird die Beschickungspumpe in ihrer Fördermenge gesteuert, sodass der Betrieb ohne Vorlagebehälter und Überlaufleitung erfolgen kann.
Die Gasspeicher der Firma Sattler weisen eine hohe Reißfestigkeit und niedrige Permeabilität auf. Mit dem Feststoffdosierer von BioG können anspruchsvollere Reststoffe, wie Stroh und Mist flüssig eingetragen werden. Das System in Rittershoffen besteht aus einem 190 Kubikmeter BioFeeder. Das nachfolgende BioMerge Anmaischsystem (Markteinführung 2022) vermischt Fermenterflüssigkeit mit dem zerfaserten Material und pumpt es durch eine Exzenterschneckenpumpe als homogene Masse in den Fermenter. Im Gesamtsystem werden Steine sowie andere Fremdkörper erfolgreich abgeschieden. Das hilft den Sinkschichten, den Verschleiß der Pumpen sowie der nachfolgenden Technik zu verringern.
Schieber und Messtechnik sind jeweils doppelt abgesichert, so dass die Anlage mit hohen Sicherheitsstandards der Firma Rytec ausgestattet ist. Mit der energiearmen Gasaufbereitungsanlage der ETW Energietechnik, den Frequenzumrichtern von Rytec und der zukünftigen CO2-Verflüssigung wird unter dem Strich ein negativer CO2 Fußabdruck generiert.