Chemische Verfahren wie die Chloralkali-Elektrolyse laufen sieben Tage in der Woche. Dabei werden die wichtigen Grundchemikalien Chlor, Wasserstoff und Natronlauge hergestellt. Abgeschaltet werden die Anlagen lediglich dann, wenn sie gewartet werden müssen. Der elektrische Energieverbrauch in Deutschland ist bei der Chloralkali-Elektrolyse mit mehr als 15.000 Gigawattstunden pro Jahr bei einer Produktionsmenge von circa fünf Millionen Megatonnen enorm. Dies entspricht etwa dem jährlichen Energieverbrauch von vier Millionen Dreipersonenhaushalten.
Welchen Beitrag elektrochemische Prozesse wie die Chloralkali-Elektrolyse leisten können, um die schwankende Einspeisung erneuerbarer Energien in das Stromversorgungssystem zu integrieren – mit dieser Frage beschäftigen sich aktuell Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in dem interdisziplinären Verbundprojekt „ChemEFlex – Umsetzbarkeitsanalyse von Lastflexibilisierung elektrochemischer Verfahren in der Industrie“. Es wird von Prof. Dr.-Ing. George Tsatsaronis, Fachgebiet Energietechnik und Umweltschutz der TU Berlin, geleitet.
Um zu klären, ob eine flexible Fahrweise technisch überhaupt machbar ist, werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen, wie Elektroden und Membranen der Elektrolyse auf die erwähnten Ab- und Anfahrvorgänge reagieren und ob mit erhöhtem Verschleiß oder sogar dauerhaften Beschädigungen zu rechnen ist. Dafür werden sowohl im Labor- als auch im Industriemaßstab Versuche zum Lastwechselverhalten der Anlagen durchgeführt. Zusätzlich werden auch andere ausgewählte elektrochemische Verfahren wie die Herstellung von Wasserstoffperoxid, wichtig als Bleich- und Desinfektionsmittel, betrachtet.
Die Wirtschaftlichkeit des dynamischen Betriebs wird durch den Strompreis bestimmt. Bei einem hohen Stromangebot ist dieser entsprechend günstig, bei Engpässen steigt der Preis an. „Unser Ziel ist es, das Verfahren, in unserem Fall die Chloralkali-Elektrolyse, an den Energiemarktpreis zu binden. Wir möchten ein Modell entwickeln, anhand dessen der Betreiber einer chemischen Anlage ablesen kann, bei welchem Preissignal ein Abfahren der Anlage wirtschaftlich ist“, sagt Christian Hoffmann wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Dynamik und Betrieb technischer Anlagen.
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