Die Abfüllung von Milch, Milchmixgetränken und Joghurt erfordert optimale hygienische Bedingungen. Gleichzeitig muss die Qualität der sensiblen Produkte durch eine schonende Verarbeitung gesichert werden. Vom 24. bis 27. März stehen auf der Anuga FoodTec in Köln Verfahren im Vordergrund, die alle Aspekte im Produktionsprozess von Molkereien und Käsereien abdecken: von der thermischen Behandlung über die Abfüllung bis hin zur Verpackung und Palettierung. Zu sehen sind Anlagen, die für Erzeugnisse auf höchstem Niveau sorgen – darunter Separatoren, Homogenisatoren, Wärmetauscher, Ventile und Pumpen sowie UHT-Anlagen und komplette aseptische Abfülllinien. Milchverarbeitung steht auch im Mittelpunkt einer hochkarätigen Konferenz, die bereits am Vortag der Anuga FoodTec startet: 2nd International Conference on Separation + Drying Technologies for Milk and Whey, zu der Führungskräfte aus der ganzen Welt erwartet werden.
Egal ob es sich um haltbare Milch, Frischmilch oder Milchmixgetränke handelt: Produktion und Abfüllung gleichen einem Balanceakt. Einerseits gilt es, sichere Produkte für die Verbraucher herzustellen. Andererseits handelt es sich bei Milch im wahrsten Sinne um ein Sensibelchen, das an Qualität durch hohe Temperaturen einbüßt. Vor allem dann, wenn der thermische Stress bei der Haltbarmachung zu groß wird. Modernste Technik, vollautomatisierte Prozesse und ausgefeilte Hygienekonzepte bringen beide Seiten ins Lot.
Das Synonym für hygienische Abfüllung
Dreh- und Angelpunkt im Produktionsprozess milchverarbeitender Betriebe sind die Abfüllmaschinen. Sie füllen die Milchprodukte in Getränkekartons, Kunststoffbehälter oder in Glasflaschen unterschiedlicher Form und Größe. Vom Streckblasen der PET-Flaschen über das Reinigen und das eigentliche Abfüllen der Milchprodukte bis hin zum Verschließen der Flaschen und Etikettieren sorgen Systemanbieter wie KHS und Krones für effiziente Prozesse in Molkereien. Aseptische Linearfüllmaschinen wie beispielsweise die “Innosept Asbofill ESL” von KHS sind dabei Stand der Technik. Sie verzichten auf einen zusätzlichen Hitzeeintrag in die Milch.
Als Synonym für den hohen hygienischen Standard der aseptischen Abfüllung in der Milchindustrie hat sich das Kürzel ESL etabliert. Es steht für “Extended Shelf Life” und meint Frischmilch, die sich durch eine verlängerte Haltbarkeit von etwa 21 Tagen bei Temperaturen unterhalb von acht Grad Celsius auszeichnet. Sensorisch ist im Vergleich zur gewöhnlichen Frischmilch mit einer Haltbarkeit von maximal zwölf Tagen nahezu keine qualitative Einbuße feststellbar.
Frische Milch dank Doppelentkeimung
Zur Herstellung von ESL-Milch kommen moderne Verfahren wie Dampfinjektion und Mikrofiltration zum Einsatz. Eine innovative Alternative ist das von GEA Westfalia Separator entwickelte Prolong-Verfahren, für das sich auch die Kohrener Landmolkerei entschieden hat. Im Herbst 2013 hat die Molkerei in Penig bei Chemnitz ihren Betrieb aufgenommen, seit kurzem läuft eine zweite Abfüllanlage. Herzstück sind zwei hintereinander geschaltete Entkeimungsseparatoren, die mittels Zentrifugalkraft bis zu 99,9 Prozent der in der Rohmilch vorhandenen Mikroorganismen entfernen. Anschließend folgt die traditionelle Behandlung der Milch im Entrahmungsseparator mit nachgeschalteter Fettgehaltsstandardisierung und Kurzzeiterhitzung. Die Linie ist ausgelegt für eine Stundenleistung von 15.000 Litern und füllt die ESL-Milch aseptisch in PET-Flaschen. Hier leistet die Kohrener Landmolkerei Pionierarbeit, denn während in Ländern wie Frankreich oder Italien Milch in PET üblich ist, fristet sie hierzulande noch ein Nischendasein.
Käsebruch vom Fließband
Die Käseherstellung ist eine der ältesten Möglichkeiten, um Milch haltbar zu machen. Weltweit werden jährlich mehr als 20 Millionen Tonnen Käse produziert. Der entscheidende Schritt der Automatisierung, eine Erfindung von Alpma, liegt fast 40 Jahre zurück: Der Koagulator, ein bis zu 85 Meter langer Edelstahltrog, der die kontinuierliche Herstellung von Käsebruch ermöglicht. Im Trog läuft ein Endlosförderband auf einem Wasserfilm. Mobile Trennwände bilden Zellen mit einem Fassungsvermögen von 500 bis 900 Liter. In diesen Zellen, die mit Milch, Lab und, wenn nötig, Kulturen gefüllt sind, findet die Dicklegung der Milch statt. Dabei entstehen kleine Würfel, deren Größe von der jeweiligen Käseart abhängt. Der Koagulator von Alpma ist immer noch die einzige voll kontinuierliche Anlage auf dem Markt. Zunächst für Camembert entwickelt, kommt sie heute bei nahezu allen Käsesorten zum Einsatz, auch bei Schnittkäse.
Präzise Scheiben dank Röntgenscanner
Bevor man Käse verpacken kann, muss er portioniert werden. Die Aussteller der Anuga FoodTec zeigen eine Vielzahl von Schneidemaschinen für Laib- und Blockware. Sie schneiden mit Standardmessern, Ultraschall-Sonotroden oder Draht und verarbeiten von cremigem Blauschimmelkäse über weichen Tilsiter bis hin zu altem Gouda die verschiedensten Käsesorten. Als Ergebnis entstehen gewichtsgenaue- oder preisausgezeichnete geschnittene Stücke. Wie aber lässt sich Käse mit unregelmäßig großen Löchern zu Scheiben mit identischem Gewicht verarbeiten? GEA hat hierfür eine Verpackungsanlage entwickelt, die Leerdammer präzise in Scheiben schneidet und verpackt. Der Käse durchläuft einen Röntgenscanner, der die Position der Löcher ermittelt und die Dichte des Produkts über die Länge des Käseblocks berechnet. Nach dem Scannen wird der Käse gewogen. Aus den Dichte- und Gewichtsdaten berechnet das Steuerungssystem die Stärke der Scheiben. Vier Käseblöcke werden gleichzeitig durch die Schneidemesser geführt, wobei die Scheibenstärke für das gewünschte Gewicht millimetergenau eingehalten wird.