Das CERN-Labor in Genf wird zwei identische Helium-Tieftemperatur-Kälteanlagen von Linde Kryotechnik, einer Tochtergesellschaft von Linde Engineering, geliefert bekommen – die Vertragsunterzeichnung gab das Unternehmen nun bekannt. Linde hat bereits Anlagen geliefert, die mehr als 50 Prozent der für den LHC benötigten Kälteleistung erbringen.
Der Large Hadron Collider (LHC) ist der leistungsstärkste Teilchenbeschleuniger, der je gebaut wurde. Er ermöglicht es Physikern, Vorhersagen zu testen, die aufgrund verschiedener Theorien der Teilchenphysik getroffen wurden. Der Beschleuniger befindet sich am CERN, der Europäischen Organisation für Kernforschung, in einem 100 Meter unter der Erde gelegenen Tunnel.
„Der Large Hadron Collider des CERN ist die größte Kryoanlage der Welt“, sagte Lars Blum, Geschäftsführer Linde Kryotechnik. „Wir beliefern das CERN seit 1986 mit hochentwickelter Kältetechnik. Dass wir für die bedeutendste Aufrüstung des LHC seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 2008 ausgewählt wurden, spricht für unsere Erfolgsgeschichte in Bezug auf zuverlässige und effiziente Lösungen, sogar in einem äußerst komplexen Forschungsumfeld.“
Jedes System hat eine Leistung von 3,25 Kilowatt bei 1,9 Kelvin (-271 Grad Celsius), was nahe dem absoluten Nullpunkt liegt. Die Anlagen werden für eine Aufrüstung des LHC mit hoher Strahlkraft benötigt. Im LHC werden winzige Materieteilchen (Protonen) mit einer Energie von 13,6 Tera-Elektronenvolt im Massezentrum zur Kollision gebracht, um die grundlegenden Bestandteile der Materie und die Kräfte, die sie zusammenhalten, zu untersuchen. Durch die Erhöhung der Kollisionsfrequenz um einen Faktor zwischen fünf und sieben wird der LHC mit hoher Luminosität es ermöglichen, diese Bestandteile genauer zu untersuchen.
Linde Engineering wird für jede der Anlagen ein Kompressorsystem, eine 14 Meter lange oberirdische Coldbox mit einem Durchmesser von 3,5 Metern, eine sieben Meter lange unterirdische Coldbox mit einem Durchmesser von 2,5 Metern sowie ein vakuumisoliertes Rohrleitungsnetz zur Verbindung der beiden Coldboxes liefern. In der oberirdischen Coldbox wird das Helium auf 4,5 Kelvin (-269 Grad Celsius) abgekühlt und in der zweiten Coldbox etwa 90 Meter unter der Erde werden die erforderlichen 1,9 Kelvin (-271 Grad Celsius) bereitgestellt. Linde Engineering wird darüber hinaus für die Installation und die endgültige Inbetriebnahme verantwortlich sein. Die Übergabe an das CERN ist für Mitte 2026 geplant.
Forschungseinrichtungen an renommierten Universitäten und Instituten, wie zum Beispiel dem CERN in Genf, erfordern eine Tieftemperaturkühlung, die nur von großen Tieftemperatur-Kälteanlagen bereitgestellt werden kann.