Neue Kontakte knüpfen, informative Gespräche führen, herumschlendern und Stände sowie neue Innovationen bewundern, dafür nutzten wir alle seit Jahrzehnten schon unsere Industrie-Messen. Umso frustrierender ist nun das ganze Chaos, das Corona uns seit zwei Jahren aufzwingt. Der erste Schritt im Jahr 2020 war ganz klar: die Messen mussten abgesagt werden. Gerade als wir glaubten, die Pandemie in den Griff bekommen zu haben, wurden natürlich Messen wieder angekündigt. Einige wenige fanden statt, andere mussten wohl oder übel — manchmal erst Tage vor Beginn — abgesagt werden, nachdem eine Welle von Ausstellern sich zurückzogen. Dieses Jahr werden die meisten Messen wieder stattfinden, aber wir sehen uns jetzt mit einem ganz anderen Problem konfrontiert: Der gewohnte Rhythmus, in dem die Messen immer stattfanden, ist durcheinander. Messen, die nicht jährlich stattfinden, landen auf einmal außer der Reihe im Kalender. Die inzwischen bekannten Spitzen in den Coronazahlen im Frühling und Spätherbst werden aus Vorsicht möglichst vermieden.
Und dadurch ist nicht nur der Rhythmus der Messen durcheinander, sondern auch unser eigener Rhythmus. Fanden vorher in den Sommermonaten keine Messen statt, jetzt ist eine der größten Messen Ende August eingeplant. Assoziationen zum August betreffen normalerweise nicht Networking auf Messen sondern: Füße im Wasser, eine gekühlte Coke, Eis, Schwimmbad, braune Haut und grillen. Nun müssten wir diese Gewohnheiten loslassen, wobei die Deutschen damit vielleicht kein allzu großes Problem haben und es eventuell für unsere Nachbarn aus Italien oder Frankreich wohl beinahe unmöglich ist?
David und Goliath?
Drei der größten Messen der Branche, die SPS, die Hannover Messe und die Achema wurden letztes Jahr erst verschoben und dann – teilweise sehr kurzfristig — abgesagt. Die Planung für dieses Jahr zeigte die Messen dann zuerst wieder an ihren angestammten Terminen, aber Messen, die normalerweise nicht jährlich stattfinden, mussten auf die Suche nach freien Terminen.
Das führte jedoch zu verwirrenden Situation: in der ersten Planung hätten Achema und die Hannover Messe kurz hintereinander im April stattgefunden. Die Hannover Messe wurde dann auf Ende Mai/Anfang Juni verschoben, wodurch sie auf einmal gleichzeitig zur IFAT in München und der Logimat in Stuttgart stattfindet. Die Frage ist, ob Messen wie die IFAT und die Logimat sich gegen die, jetzt direkt konkurrierende, Hannover Messe durchsetzten können?
Die Achema hat sich als Ersatz einen etwas unglücklichen Zeitpunkt Ende August ausgesucht. Auch Organisatoren sind natürlich davon abhängig, wann die Messehallen überhaupt zur Verfügung stehen. Achema hat normalerweise einen Dreijahresrythmus. Die Verschiebung von 2021 auf 2022 führt jetzt auch zu der bisher unbekannten Situation, dass Achema und Powtech nicht nur im selben Jahr, sondern sogar innerhalb eines Monats um eine vergleichbare Besuchergruppe buhlen, da die Powtech nun auf Ende September fällt.
Während die SPS üblicherweise Ende November erst stattfindet, wurde sie dieses Jahr zwei Wochen vorverschoben auf den Termin, der normalerweise der BrauBeviale vorbehalten ist. Denn auch in der globalen Getränketechnologie-Wirtschaft bringt der Veranstaltungskalender der Messen einiges durcheinander. Deswegen wurde die BrauBeviale, auf Wunsch der Branche, für 2022 ausgesetzt. „Damit reagieren wir frühzeitig auf das Anliegen des Marktes und geben der Branche Planungssicherheit“, so Andrea Kalrait, Executive Director BrauBeviale und Beviale Family. Die nächste BrauBeviale findet somit vom 14. bis 16. November 2023 in Nürnberg statt. Einer der Gründe ist sicher, dass die DrincTec in München, die eigentlich 2021 stattfinden sollte und normalerweise einen Vier-Jahresrythmus einhält, auf den September 2022 verschoben wurde. Somit hätte die BrauBeviale innerhalb von ein paar Wochen mit einer sehr großen Messe im Bereich der Getränketechnologie konkurrieren müssen.
Ausblick auf die Zukunft
Was können wir von nun an erwarten? Handelt es sich wirklich nur um einen Ausnahmezustand oder hat die Pandemie die Messelandschaft für immer verändert? Müssen Messekonzepte angepasst werden, erwarten uns mehr virtuelle/hybride Inhalte oder doch die Rückkehr zu traditionellen Veranstaltungen? Vielleicht hat Corona das zutage befördert, was schon länger ein Problem war? In anderen Ländern werden nur noch sehr wenige Messen organisiert. Zwingt uns die jetzige Situation umzudenken, umzustrukturieren und neue Zugänge zu finden zum Thema Messen?
Autoren: Chefredakteurin Constanze Schmitz & Redakteurin Arta Dibrani
Die aktuellen Messetermine finden sie unter diesem Link
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