Wer gern Meeresfrüchte isst, weiß, dass man Muscheln, Austern und andere Schalentiere möglichst frisch auf den Tisch bringen muss – da sie schnell verderben, sollten sie bis kurz vor der Zubereitung lebendig bleiben. Fabriken, die Meeresfrüchte verarbeiten, bewahren den frisch angelieferten Fang daher meist bis zur Verarbeitung in Salzwasser auf. In solchen Anlagen sind Maschinen für das Sortieren, Reinigen und Verpacken der Schalentiere also zwangsläufig einer seewassergeschwängerten Atmosphäre ausgesetzt. Die salzhaltige Umgebungsluft zieht Technik wie zum Beispiel herkömmliche Förderantriebe stark in Mitleidenschaft. Für dieses Problem bietet NORD DRIVESYSTEMS seit Kurzem Aluminiumsysteme mit der innovativen Oberflächenbehandlung nsd tupH an – diese macht die Antriebe gegen derart aggressive Bedingungen unempfindlich.
In Yerseke, einem niederländischen Fischerdorf etwa eine Stunde südlich von Rotterdam, sind Schalentiere seit beinahe anderthalb Jahrhunderten der wichtigste Industriezweig. Das ortsansässige Familienunternehmen Krijn Verwijs Yerseke B.V., 1880 als Austernzuchtbetrieb gegründet, hat sich im Lauf der Jahre zu einem der größten Akteure im europäischen Schalen- und Krustentiermarkt entwickelt. Unter dem Markennamen „Premier“ und unter Eigenmarken beliefert Krijn Verwijs täglich Supermarktketten und Gastronomie-Großhändler mit Muscheln. Das Unternehmen bietet daneben ein komplettes Sortiment von Austern, Hummern und verschiedenen anderen Schalentieren an. Miesmuscheln werden in Zuchtbänken in den Niederlanden, Irland, Großbritannien und Deutschland geerntet. Sobald sie die Fabrik per Schiff oder im Kühltransporter erreichen, werden sie in große Becken mit einem stetigen Zufluss von kühlem, sauberem Nordseewasser gegeben. Um sie zu entspannen und gründlich von Sand zu befreien, verbleiben die Muscheln etwa einen Tag lang in diesen Behältern. Ganz im Sinne eines frischen Endprodukts befinden sich die Container in der Fabrik gleich neben den Verarbeitungsanlagen: Dies ermöglicht einen sehr schnellen Produktionsanlauf, indem die Muscheln direkt aus den gewaltigen Behältern auf die erste von mehreren Förderstrecken des mehrstufigen Prozesses gegeben werden. Die Muscheln werden weiter gereinigt, beschädigte und tote Exemplare werden manuell aussortiert, und sie werden entbartet, d.h. von den externen Fäden befreit, mit denen sie sich in der Natur an Oberflächen festsetzen. Schon bald danach können qualitätsgeprüfte verarbeitete Produkte verpackt und an die jeweiligen Kunden verschickt werden – Krijn Verwijs produziert grundsätzlich auftragsbezogen.
Von salzhaltiger Luft zerfressen
Angesichts der großen Behälter voll Salzwasser und der Tatsache, dass die lebenden Muscheln durchgängig in feuchtem Zustand über die Förderbänder laufen, ist die gesamte Fabrik von einer salzhaltigen Atmosphäre durchdrungen. Die schnelle Korrosion von Metallkomponenten in zahlreichen Anlagen ist daher vorprogrammiert. Im Falle der zahlreichen 1,5‑kW-Getriebemotoren, die die vielen Förderbänder antreiben, erscheinen die ersten Rostflecken binnen Wochen auf brandneuen Systemen. Die Lebensdauer eines Standardantriebs in dieser Umgebung beträgt daher nur ein bis zwei Jahre – dann muss ein neuer Getriebemotor als Ersatz installiert werden. Um Antriebe länger im Dienst zu behalten, gibt es nur wenige sinnvolle Maßnahmen. Bei gusseisernen Systemen werden selbst Schutzbeschichtungen oder ‑lackierungen letztendlich z.B. durch Kratzer beschädigt, sodass der Beginn der Korrosion nur unwesentlich verzögert wird. Edelstahlantriebe – die nächstliegende Alternative – eignen sich leider nicht für diese Anwendung, und das nicht nur, weil diese Modelle mit beträchtlich höheren Anschaffungskosten verbunden wären. Auch Routine-Reinigungsarbeiten wären mit Edelstahlantrieben nicht mehr möglich, denn sie würden vor dem Abstrahlen stets eine beträchtliche Zeit zum Abkühlen brauchen, um Verspannungen im Material zu vermeiden. Solche Pausen würden die Produktionsabläufe jedoch zu stark stören. Viele Jahre lang musste Krijn Verwijs sich daher dem scheinbar Unvermeidlichen fügen und dem schnellen Rostangriff stets neue Ersatzantriebe entgegensetzen. Schließlich aber stellte der niederländische Antriebslieferant Drive & Flow bei Krijn Verwijs einen neuen Ansatz vor, um Antriebe für den Einsatz in aggressiven Umgebungen zu ertüchtigen – eine neu entwickelte Lösung von NORD DRIVESYSTEMS, einem der weltweit führenden Hersteller von Antriebstechnik.
Bewährter, wortwörtlich integrierter Schutz
NORD hatte sein Portfolio um eine breite Auswahl an Antriebssystemen mit einer speziell behandelten Aluminiumoberfläche erweitert: Genau solchen widrigen Umgebungsbedingungen wie der salzhaltigen Atmosphäre bei Krijn Verwijs sollten die so behandelten Antriebe auf Dauer standhalten. Dem höheren Anschaffungspreis dieser Getriebemotoren im Vergleich zu herkömmlichen Ausführungen aus Gusseisen steht gegenüber, dass die Leichtmetallsysteme mit der Oberflächenveredelung nsd tupH in der Regel den gesamten Lebenszyklus der von ihnen angetriebenen Förderbänder überdauern. Die sonst üblichen Folgekosten für die Beschaffung mehrerer Ersatzantriebe hintereinander fallen also weg. Dasselbe gilt für den erheblichen damit verbundenen Installationsaufwand. Prüflabor-Ergebnisse bestätigten bereits, dass die behandelten Antriebe z.B. nach 1.000 Stunden Salzsprühtests keinerlei sichtbare Korrosionsspuren davontrugen. Bei Krijn Verwijs entschloss man sich trotzdem zunächst zu eigenen Erprobungen, um sich der Praxistauglichkeit dieser Innovation selbst zu vergewissern. Der erste Getriebemotor mit nsd tupH wurde im Frühjahr 2013 in der Muschelfabrik installiert. Seine kratzfeste Oberfläche erwies sich als extrem widerstandsfähig und zeigte nach mehreren Monaten Betrieb tatsächlich kaum Verschleißerscheinungen. „Mit Standard-Getriebemotoren aus Gusseisen hatten wir keine Wahl: Wir mussten wieder und wieder zahlreiche Geräte austauschen – bis zu zehn Mal während der Lebensdauer eines Förderbands. Da es derart viele Antriebe in unserer Fabrik gibt, nahmen diese Auswechslungen quasi nie ein Ende. Dass wir mit der neuen NORD-Lösung nicht mehr ununterbrochen an die Antriebe denken müssen, ist eine große Erleichterung. Wir erwarten, dass die nsd-tupH-Systeme in unserer Fabrik mindestens fünfmal so lange durchhalten wie die alten Getriebemotoren“, erklärt Bram de Visser, bei Krijn Verwijs zuständig für den Technischen Service.
Widerstandsfähig aus sich selbst heraus
Bei der Materialbehandlung nsd tupH wird keine Beschichtung aufgetragen. Sie ist vielmehr eine Oberflächenveredlung, die eine permanent mit dem Substrat verbundene Basisschicht erzeugt. Dies macht Aluminiumgehäuse ähnlich korrosionsfest wie Edelstahlprodukte. Die behandelte Oberfläche wird zudem mehr als sechsmal so hart wie unbehandelte Aluminiumlegierungen und tausendmal so hart wie ein Lack. Dank einer leichten, kompakten und selbstentleerenden Konstruktion ohne Hinterschneidungen oder Kammern lassen sich Antriebssysteme mit nsd tupH ausgesprochen einfach reinigen. Gegenüber chemischen Reinigungsmitteln, wie sie in vielen Industriebranchen eingesetzt werden, sind diese Systeme unempfindlich – das Spülen mit Säuren oder Laugen sowie den Einsatz von Hochdruckreinigern überstehen sie anstandslos. Abplatzen stellt auch kein Problem dar: Anders als Lackierungen erfordert nsd tupH im letzten Arbeitsschritt keinerlei Bearbeitung, sodass die Aluminiumoberflächen nicht bloßgelegt werden. Bei Schutzschichten muss hingegen stets damit gerechnet werden, dass die aufgetragenen Stoffe – egal ob Lacke oder etwa Nickel oder Nickel-Teflon-Kombinationen – sich zum Beispiel bei Beschädigungen ablösen können. Darüber hinaus ist nsd tupH für alle NORD-Produkte aus Aluminium universell verfügbar – ganz im Gegensatz zu Edelstahlvarianten, die bei den meisten Herstellern nur für einige wenige Antriebstypen bereitstehen. „Das einzige, was ich an der nsd-tupH-Technologie auszusetzen habe, ist, dass es sie nicht schon viel früher gab“, scherzt Bram de Visser. „Das hätte uns enorm viel Zeit und Geld erspart, die wir für Wartung und Ersatzkomponenten aufwenden mussten.“ In Yerseke steht nun ein kompletter Umstieg an: Nach und nach wird jeder Antrieb, der bei Krijn Verwijs in den kommenden Monaten und Jahren ersetzt werden muss, gegen ein Modell mit nsd tupH von NORD getauscht. Bis dieser Prozess abgeschlossen ist, wird es noch eine Weile dauern, denn die weitläufigen Fördersysteme der Anlage sind mit vielen hundert Antrieben ausgestattet.