Anfang dieser Woche hat die BRAIN Biotech AG ihren Geschäftsbericht zum Finanzjahr 2020/21 veröffentlicht. Die Finanzlage der Gesellschaft und die operative Entwicklung der Gruppe wertet der Vorstand im Gesamtbild positiv, da die Gruppe trotz des allgemein schwachen wirtschaftlichen Umfelds ein stabiles Umsatzniveau sowie ein verbessertes, wenn auch immer noch negatives EBITDA erzielte. Die Gruppe konnte das Jahr mit einem starken sequenziellen Umsatz- und EBITDA-Wachstum sowohl im BioScience- als auch im BioIndustrial-Segment im letzten Quartal abschließen.
„Wir haben das Geschäftsjahr 2020/21 im September 2021 zufriedenstellend und im Einklang mit unserer Ergebnis- und Umsatzprognose abgeschlossen. Dank strikter Kostenkontrolle konnten wir unser EBITDA wie geplant verbessern, obwohl wir weiterhin hohe Investitionen in unsere Inkubator-Pipeline und in unsere Infrastruktur tätigen. Diese Investitionen bilden die Säulen für unser zukünftiges Wachstum.“
- Adriaan Moelker, Vorstandsvorsitzender
Die Umsatzerlöse sind im Geschäftsjahr 2020/21 auf 38,4 Mio. € gestiegen. Gegenüber dem Vorjahr (38,2 Mio. €) war dies ein Anstieg von 0,4%. Organisch, also ohne Berücksichtigung der Akquisition der Biosun Biochemicals Inc., Tampa, USA, ist der Umsatz um 5,2 % gesunken. Diese Entwicklung resultiert aus einem rückläufigen Projektgeschäft in den ersten Quartalen im Segment BioScience mit einem Rückgang von 22,1% und Umsatzrückgängen im Produktgeschäft im Segment BioIndustrial bei der Tochtergesellschaft WeissBioTech GmbH.
Die Gesamtleistung lag mit 40,7 Mio. € um 3,8 % über dem Vorjahr (39,2 Mio. €). Im Geschäftsjahr 2020/21 wurden planmäßig zehn wichtige Meilensteine erreicht. Das ausgewiesene EBITDA verbesserte sich deutlich von ‑3,9 Mio. € auf ‑2,5 Mio. €.
Entwicklung der Segmente
Das BioIndustrial-Segment umfasst im Wesentlichen das industriell skalierte Produktgeschäft des Konzerns. Die Umsatzerlöse des BioIndustrial-Segments sind von 25,1 Mio. € auf 28,2 Mio. € angestiegen. Organisch, also ohne Berücksichtigung der Biosun Biochemicals Inc., konnten die Umsatzerlöse ebenfalls um 1,0 Mio. € bzw. 3,9 % gesteigert werden. Die Gesamtleistung des Segments stieg analog zum Umsatz ebenfalls um 15,8 % von 25,4 Mio. € im Vorjahr auf 29,4 Mio. €. Das bereinigte EBITDA des Segments konnte von 2,5 Mio. € auf 3,3 Mio. € gesteigert werden. Dies ist im Wesentlichen auf die gestiegenen Umsatzerlöse zurückzuführen.
Das BioScience-Segment beinhaltet im Wesentlichen das Forschungs- und Entwicklungsgeschäft mit Industriepartnern sowie den Inkubator mit eigener Forschung und Entwicklung. Im Segment BioScience sind die Umsatzerlöse von 13,2 Mio. € um 22,1 % auf 10,3 Mio. € gesunken. Dieser Umsatzrückgang ist vor allem darauf zurückzuführen, dass einige größere Projekte ihre geplante Endphase erreicht haben und sich der Abschluss von Neu- und Folgeprojekten im Bereich Tailor-Made-Solutions in den ersten Quartalen aufgrund der Pandemie verzögert hat.
Finanzvorstand Lukas Linnig blickt optimistisch in die Zukunft: „Im Finanzjahr 2020/21 haben wir unserer Inkubator-Pipeline zwei Projekte mit erheblichem wirtschaftlichem Potenzial hinzugefügt: Das BRAIN-Engineered-Cas-Projekt, das auf einer proprietären CRISPR-Cas9-unabhängigen Nuklease basiert, hat erheblichen Fortschritt gemacht und sich bereits zu einem treibenden Faktor für die Generierung von Neugeschäft im BioScience-Segment entwickelt. Zusätzlich verspricht der pharmazeutische Wirkstoff PHA121 zur Behandlung der seltenen Erkrankung HAE erhebliche Meilensteinzahlungen und Lizenzgebühren.“
Das Unternehmen wird die proprietäre Genome-Editing-Toolbox sowie ihren wissenschaftlichen Fußabdruck im Bereich Genome-Editing durch die Erforschung und Patentierung weiterer Nukleasen weiter ausbauen. Am 11. Januar hatte das Unternehmen bekannt gegeben, dass es einen wichtigen Meilenstein im regulären Patentanmeldeverfahren erreicht hat. Das Management sieht sich in seiner Einschätzung bestätigt, dass die firmeneigene BRAIN-Engineered-Cas- (BEC-) Technologie als ein neuartiges und klar differenziertes Genom-Editing-Werkzeug zu sehen ist, das nun auch von den europäischen Patentbehörden als patentierbar angesehen wird.
Unternehmenstransformation schreitet voran
Im Jahr 2020 hat das neue Führungsteam der BRAIN Biotech AG einen entscheidenden Transformationsprozess des deutschen Biotech-Pioniers in die Wege geleitet. Die BRAIN-Gruppe entwickelt sich nun erfolgreich von einer ehemals forschungsorientierten Organisation zu einem Lösungsanbieter für die Industrie, basierend auf zwei Standbeinen: führende Biotechnologie-Expertise im Dienstleistungsgeschäft sowie operative Exzellenz als unabhängiger Produzent von B2B-Spezialprodukten wie Enzymen, Mikroorganismen oder bioaktiven Naturstoffen. Dieser Transformationsprozess läuft noch die nächsten Jahre weiter und wird von „BRAINway“ begleitet, einem speziellen Programm zum Ausbau der Unternehmensidentität, zur Verbesserung der Zusammenarbeit und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der einzelnen Unternehmen innerhalb der Gruppe sowie zur Entwicklung individueller Fähigkeiten der Mitarbeitenden.