In der diesjährigen Summer-School wir sich an vier Terminen dem Thema Lean Management gewidmet.
Drei Absolventen des Karlsruher Institutes für Technologie KIT sollen zeigen, dass sich die Lean-Methoden überall anwenden lassen: nicht nur in Technik und Automobilindustrie (Toyota gilt als Benchmark bei Lean Production), sondern auch im Labor sowie in Service- und Verwaltungsbereichen.
Hierzu ein Interview von Dr. Roman Klinkner mit dem Lean-Berater Johannes Rauh (IMX Operations**).
Roman Klinkner:
Lean — das war doch in den 90ern? Ist heute nicht Tesla statt Toyota?
Johannes Rauh:
Nein, der Meinung sind wir nicht. Wir sind fest davon überzeugt, dass Lean nach wie vor State of the Art ist. In jedem Unternehmen sind diverse Prozesse und Abläufe vorzufinden — Ziel muss es sein, diese so effizient wie möglich zu gestalten, um Verschwendung zu minimieren und die Wertschöpfung zu maximieren. Dazu bietet Lean Management sehr viele nützliche Werkzeuge und Denkweisen. Im ersten Moment scheint Lean gedanklich mit analogen Prozessen verbunden, das muss jedoch nicht zwangsläufig der Fall sein: auch in einer hochdigitalisierten Produktionsanlage gibt es Bedarfe für schlanke Prozesse. Grundsätzlich ist es daher durchaus sinnvoll, analoge Prozesse im ersten Schritt möglichst effizient zu gestalten, um sie dann zu digitalisieren. Aus diesem Grund sehen wir Lean Management nach wie vor als relevant an, sowohl analog als auch als Befähiger der Digitalisierung.
Roman Klinkner:
Lean kommt doch eigentlich aus der Produktion — wo ist der Bezug zum Labor?
Johannes Rauh:
Das Ziel von Lean ist es, effiziente Prozesse zu gestalten — dabei spielt es keine besondere Rolle, in welchem Umfeld diese Prozesse stattfinden. Prozesse können immer neutral betrachtet, auf Schwachstellen untersucht und dafür entsprechende Lösungen gefunden werden. Grundsätzlich lässt sich ein Laborauftrag außerdem tatsächlich mit einem Fertigungsauftrag vergleichen. In beiden Fällen gibt es einen externen Kunden, der eine Analyse oder ein Produkt möchte — und dies möglichst schnell. Um diesen Wunsch zu erfüllen, bedarf es gut abgestimmter Prozesse und Abläufe. Genau dafür bietet Lean Management viele sinnvolle Methoden, die eine Steigerung der Wertschöpfung ermöglichen. Folglich ist erkennbar, dass bei einer neutralen Betrachtung von Labor und Produktion im Grunde ähnliche Ziele verfolgt werden und somit Lean Management auch im Labor eine sinnvolle Anwendung finden kann.
Roman Klinkner:
Wie vermitteln Sie das Thema?
Johannes Rauh:
Wir vermitteln das Thema des Lean Managements mittels interaktiver Schulungen, bei denen die Teilnehmer aktiv in Simulationen erleben, wie Lean am Prozess und am Mitarbeiter wirkt. Unsere Teilnehmer profitieren dabei vor allem von unserem didaktischen Konzept, was darauf fokussiert ist, ein nachhaltiges Lernen durch Interaktion und Kollaboration zu gewährleisten. Auch für die Herausforderungen der aktuellen Zeit sind wir bestens vorbereitet: so ist es uns gelungen, ein innovatives Konzept für Online-Schulungen mit digitalisierten Simulationen auszuarbeiten, mittels derer wir weiterhin eine vollumfängliche Lernerfahrung garantieren können. Egal ob die Teilnehmer in München oder Hamburg, im Großraumbüro oder im heimischen Wohnzimmer sitzen.
Die Teilnehmer nehmen dabei in kleinen Arbeitsgruppen interaktiv über ihren Webbrowser teil. Wichtig ist uns hier, die Lean-Prinzipien zuerst einmal an einem leicht verständlichen Produkt zu illustrieren, nämlich einem Formel 1‑Wagen.
Beispiel aus der Whiteboard-Gruppenarbeit: Komponenten des herzustellenden Produkts
Die Arbeitsgruppen analysieren über eine Whiteboardlösung die Herstellprozesse und erarbeiten Maßnahmen für eine immer effizientere Gestaltung der Wertschöpfungskette.
Zu optimierende Herstellprozesse
Die Gruppen stellen sich ihre Ergebnisse gegenseitig vor, diskutieren die Lösungsansätze miteinander und lernen so die Lean-Prinzipien spielerisch kennen und verstehen. Danach ist dann die Übertragung auf Prozesse in Labor, Service und Verwaltung kein Problem mehr.
Roman Klinkner:
Wie hat sich Lean weiter entwickelt in den letzten Jahren?
Johannes Rauh:
Nachdem die Lean-Philosophie sich ursprünglich in Bereichen etablierte, in denen hohe Output-Zahlen bei hoher Qualität und geringen Variationen den Kundenanforderungen entsprachen, durchlebte auch Lean in den letzten Jahren einen Wandel — blieb dabei aber stets eng an den Kundenanforderungen der unterschiedlichen Unternehmen orientiert. So haben die anhaltenden Trends hin zur Individualisierung und Digitalisierung auch Lean verändert: der Fokus liegt nun noch mehr darauf, schlanke Prozesse zu etablieren, die aber weiterhin wandlungsfähig sind und auf veränderte Situationen in kurzer Zeit reagieren können. Auch die Verknüpfung mit digitalen Tools, beispielsweise im digitalen Shopfloor-Management, wird weiterhin eine größer werdende Rolle im Arbeitsalltag von Lean Managern spielen.
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