Nie war die HARTING Vision aktueller als heute: „Wir wollen die Zukunft mit Technologien für Menschen gestalten“, hatte die Eigentümerfamilie 1996 als Selbstverständnis und Ziel ihres unternehmerischen Wirkens formuliert. Das beweist die Technologiegruppe inzwischen als Wegbereiter von Industrie 4.0. Damit treibt der Global Player den technologischen Wandel voran und setzt entscheidende Impulse für die Zukunft. Begonnen hat die HARTING Erfolgsgeschichte wenige Monate nach Kriegsende. Am 1. September nun jährt sich der Gründungstag des Familienunternehmens zum 70. Mal.
Es ist ein runder Geburtstag, an dem das Unternehmen mit Stolz, die Stadt Espelkamp und die Region mit Anerkennung auf eine außergewöhnliche Leistung blicken. Seit dem Beginn im Jahr 1945 hat sich HARTING zu einer weltweit renommierten Technologiegruppe entwickelt.
In der 100 Quadratmeter großen Halle einer Mindener Reparaturwerkstatt eröffneten Wilhelm und Marie Harting am 1. September 1945 die Firma „Wilhelm Harting Mechanische Werkstätten“. Der gelernte Ingenieur hatte in Berlin einen Betrieb der Luftfahrtindustrie geleitet und wagte nach einer abenteuerlichen Flucht in seiner Heimat den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit. Gefertigt wurden zunächst Dinge des täglichen Bedarfs, wie Sparlampen, Kochplatten, Bügel- und Waffeleisen. Ehefrau Marie lieferte die Produkte mit dem Rad in der Umgebung aus. Bezahlt wurde mit Lebensmitteln. Bereits 1947 war HARTING auf der ersten Hannover Messe präsent. Die Firma wuchs rasant und benötigte mehr Platz. 1950 folgte der Umzug in die benachbarte, aufblühende Flüchtlingssiedlung Espelkamp
Espelkamp, Hoffnung für Flüchtlinge und Vertriebene, wurde weithin bekanntes Symbol für gelungene Integration. Brot und Arbeit fanden die neuen Bürger auch bei HARTING. Wilhelm und Marie Harting engagierten sich für das Wohl ihrer Mitarbeiter und das junge Gemeinwesen. Wilhelm Harting gründete u. a. den ersten Tennisverein der Stadt. Die Verbundenheit mit Espelkamp und der Region ist auch für die zweite Generation selbstverständliche Verpflichtung. Dietmar und Margrit Harting fördern seit Jahrzehnten kulturelle, wirtschaftliche, sportliche und pädagogische Projekte und Vereine und sind führend tätig in Verbänden und Gremien. Margrit Harting ist u. a. Vizepräsidentin der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld sowie Ehrenvorsitzende der Philharmonischen Gesellschaft Ostwestfalen-Lippe, der Interessengemeinschaft Standortförderung Kreis Minden-Lübbecke und des Volksbildungswerks Espelkamp.
Dietmar Harting engagierte sich viele Jahre ehrenamtlich auf nationaler und internationaler Ebene, z. B. als Präsident des Deutschen Instituts für Normung (DIN), als langjähriger Präsident des Zentralverbands Elektrotechnik und Elektronikindustrie (ZVEI), als Mitglied des Präsidiums des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), als Präsident von CENELEC (Europäisches Komitee für elektrotechnische Normung) und als Vorsitzender der Deutschen Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik im DIN und VDE (DKE). Mehrere Organisationen ehrten seinen Einsatz mit der Ehrenmitgliedschaft. Die Erich-Gutenberg-Arbeitsgemeinschaft vergab ihren Praktikerpreis 2013 an Dietmar Harting.
1998 erhielt das Unternehmerpaar das Bundesverdienstkreuz am Bande, 2009 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. 2002 wurde Margrit Harting die Espelkamp-Medaille verliehen; 2009 würdigte die Stadt Espelkamp die beiden Unternehmer mit der Ehrenbürgerschaft. Dietmar Harting wurde 2004 zudem mit dem Niedersächsischen Verdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet und ist seit 2010 Ehrendoktor der Leibniz Universität Hannover.
1962 starb plötzlich Wilhelm Harting. Mit stetig neuen und innovativen Produkten, wie Musikboxen, elektromedizinischen Geräten, Zigarettenautomaten, Magneten und
Steckverbindern hatte das Unternehmen jährlich seinen Umsatz steigern können. Marie Harting trat das Erbe ihres Mannes an und führte das Unternehmen bis zum Einstieg ihres Sohnes Dietmar 1967 allein weiter. Ab 1969 verstärkte der zweite Sohn Jürgen die Geschäftsführung. Dieser kam bei einem tragischen Unfall 1973 im Alter von 32 Jahren ums Leben.
Bis 1987 standen Marie (sie starb 1989) und Dietmar Harting gemeinsam an der Spitze des kontinuierlich expandierenden Mittelständlers, der Ende der 1970er Jahre mit der Internationalisierung beginnt. Im März 1987 wurde Margrit Harting Geschäftsführende Gesellschafterin. Mehr als ein Vierteljahrhundert leitet das Paar die Technologiegruppe, die auf dem Weg zu einem Weltunternehmen ist.
Heute arbeiten Margrit und Dietmar Harting mit Ihren Kindern, Philip F. W. Harting (Vorstand Connectivity & Networks und persönlich haftender Gesellschafter) und Maresa Harting-Hertz (Vorstand Finanzen und Einkauf und persönlich haftende Gesellschafterin), sehr eng zusammen. Die dritte Generation übernimmt mehr und mehr Verantwortung. Ende 2013 wurden die Geschwister persönlich haftende Gesellschafter.
Mit 12 Produktionsstätten und 42 Vertriebsgesellschaften ist HARTING auf allen Kontinenten vertreten. In wenigen Wochen wird erstmals ein Fertigungsbetrieb in Mittelamerika eröffnet. Im mexikanischen Silao werden dann kleine Schaltschränke, umspritzte Kabel und Kabelbäume produziert. „Dieses Werk ist der richtige Schritt, um unsere Marktposition in Nord- und Mittelamerika auszubauen“, so Philip F. W. Harting.
Große Erwartungen verbindet HARTING vor allem mit dem Geschäft rund um das Thema Integrated Industry, das soll konsequent ausgebaut werden soll. Philip Harting: „Wir begleiten unsere Kunden auf dem Weg zu Industrie 4.0 mit maßgeschneiderten und modularen Lösungen“.
Dieser Weg ist nur mit qualifizierten und hochmotivierten Mitarbeitenden erfolgreich zu bewältigen. Deshalb hat die Ausbildung hohen Stellenwert bei HARTING. Der Erfolg gibt HARTING auch im 70. Jahr seines Bestehens Recht. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2013/14 (30. September) stieg der Umsatz um stolze 13 % auf 547 Mio. € und erreichte einen neuen Höchstwert. Die Zahl der Mitarbeitenden erhöhte sich auf rund 4.200.
Gefeiert wurde dieser Rekord im März mit einem großen Betriebsfest, als Dank der Unternehmerfamilie an die Belegschaft. Bis zum Morgengrauen dauerte die rauschende Ballnacht in Espelkamp.